(Nur für Streber)
Japans
Premierminister Shinzo Abe, der im
Dezember mit grosser Mehrheit neu gewählt worden ist, will mit erhöhten Staatsausgaben
die zerstörte Infrastruktur erneuern und neue Arbeitsplätze schaffen.
Abe
erteilt damit an die derzeit in der Eurozone umgesetzte und viel Schaden anrichtende
Austeritätspolitik eine klare Absage und drängt auch die japanische Notenbank (BoJ) mit einer expansiver Geldpolitik die
Wirtschaft mit anzukurbeln.
Die
japanische Börse hat auf das von Abe wiederbelebte Deficit Spending mit einem Kursfeuerwerk reagiert. Paul Krugman hat in seinem Blog dazu mit Anerkennung geschrieben, dass Japan der Welt den Ausweg
aus der Liquiditätsfalle zeige.
Abes
expansive Wirtschaftspolitik hat jedoch gerade dort, wo man Unterstützung
erwartet hätte, die Gemüter erhitzt: Adam Posen ist
beispielsweise gegen die fiskalpolitischen Impulse (fiscal stimulus) und befürwortet nur einen Fokus auf die expansive
Geldpolitik und die Deflation. Richard
Koo gefällt zwar Stimulus, aber er möchte alles über die ganze Problematik
in Sachen Deflation praktisch einfach vergessen.
Krugman
ist deswegen etwas verwirrt. Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises hat sicherlich
kein wirtschaftliches Interesse an Abes politischem Erfolg oder daran, ob Abe
überhaupt weiss, was er macht. Da es aber um die koordinierte Fiskal- und
Geldpolitik geht, die im heutigen Umfeld der Wirtschaft das angemessene Mittel
ist, die Krise zu bewältigen, will Krugman seine Begeisterung nicht verstecken.
Ist
die Deflation z.B. ein Problem? Ja,
sicher. Denn die erwartete Deflation hält die nominellen Zinsen unten auf der Null-Grenze
(zero lower bound) und setzt eine
etwas höhere Untergrenze für die langfristigen Zinsen, welche nicht gegen Null
fallen können, da sie die Möglichkeit einpreisen, dass die kurzfristigen Zinsen,
die ja nicht weiter fallen können, wahrscheinlich eher steigen würden. Als
Ergebnis bleiben die Realzinsen höher
als sonst, wenn die Inflation z.B. 2% betragen würde.
Und
die relativ hohen Realzinsen richten einen erheblichen Schaden an. Selbst wenn
man die Ansicht von Koo teilen würde, dass die Realzinsen keine Auswirkungen
auf die inländische Ausgaben hätten, was ja gar nicht glaubwürdig ist, führen
hohe Realzinsen zu einem überbewerteten Yen und verringern damit die japanische
Wettbewerbsfähigkeit, erklärt Krugman.
Darüber
hinaus würde etwas mehr Inflation helfen, die Schuldenlast sowohl für die
öffentliche Hand als auch für die privaten Haushalte zu reduzieren. Nein, es
käme nicht zu einem Anstieg der Zinsen, da die Zinsen wie bereits erwähnt auf
der Null Grenze liegen. Die Bilanz-Rezession würde damit etwas entlastet und
die Bedenken in Bezug auf die haushaltspolitische Aussicht abgebaut.
Es
gibt also handfeste Argumente dafür, aus der Deflationsfalle zu kommen und eine etwas höhere (mässige) Inflation
zuzulassen. Die Frage ist jedoch, wie man dorthin kommt.
Andererseits
scheint Posen der Auffassung zu sein, dass unkonventionelle Geldpolitik sowohl
im Hinblick auf die Nachfrage nach Vermögenswerten als auch auf die Erwartungen
funktioniert. Es mag sein. Aber viele Ökonomen sind sich wegen der limitierten Resultate
der QE-Politik (quantitative easing)
einig. Es gibt also viele Argumente zu Gunsten von (vorübergehendem) Fiscal
Stimulus, um die Produktionslücke (output
gap) zu schliessen, selbst damit eine Überhitzung der Wirtschaft riskiert
werden sollte, hebt Krugman hervor.
Die
Glaubwürdigkeit eines etwas höheren Inflationsziels kann angesichts der
deflationären Tendenz der Zentralbanken am besten gegründet werden (a) durch
die Reduzierung der Zentralbank-Autonomie und (b) dadurch, dass die Zentralbank
die Monetisierung der Staatsausgaben zumindest für eine Weile unterstützt,
erläutert Krugman weiter.
Gauti Eggertsson hat längst als Beispiel auf die erfolgreiche Politik Japans in
der ersten Hälfte der 1930er Jahre hingewiesen.
Paul McCulley und Zoltan Pozsar
haben kürzlich unterstrichen, dass Schuldeaufbau und –abbau-Zyklen à la Minsky bedeuten, dass eine Zentralbank
expansive Fiskalpolitik durch „helicopter
money“ unterstützen, was der Wirtschaft-Arzt genau vorschreiben würde.
Das alles deute laut
Krugman darauf hin, dass Abe auf dem richtigen Weg ist. Ja, der Stimulus mag nicht
effizient ausgegeben werden. Aber selbst nutzlose Ausgaben können in diesem
Umfeld eine nützliche Rolle spielen. Krugman macht sich eher Sorgen darum, dass
das Konjunkturprogramm nicht genug startbereite Projekte umfasst, welche
kurzfristig einen wesentlichen Antrieb liefern könnten. Die wichtigste
Nachricht sei aber, dass die BoJ der Regierung folge.
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