Dienstag, 8. Januar 2013

Die Billionen-Frage: Platin-Münzen


Die Frage, ob das amerikanische Finanzministerium (US-Treasury) Platin-Münzen prägen soll, um den Haushaltsstreit zwischen Republikanern und Demokraten beizulegen, hat inzwischen eine lebhafte Debatte in den USA ausgelöst. Das Stichwort mit dem Hashtag #MintTheCoin ist im Twitter in aller Munde.

Der Sturz vor der sog. fiskalischen Klippe (fiscal cliff) ist zwar im letzten Moment verhindert worden. Aber die gesetzliche Schuldenobergrenze, die demnächst erreicht werden dürfte, müsste im März wieder angehoben werden. Stellt sich die Republikanische Partei gegen die Erhöhung der Schuldengrenze (debt ceiling), dürfte die Obama-Regierung keine Schulden mehr machen bzw. keine Rechnungen begleichen.

Die Ausgabe von Noten und Münzen ist die Aufgabe der US-Notenbank. Das US-Schatzamt darf jedoch laut Gesetz Gedenkmünzen prägen lassen, und zwar nach Ermessen in Bezug auf den Nennwert und die Inschriften.

Soll das Schatzamt also Münzen aus Platin prägen, zum Beispiel mit einem Nominalwert von 1 Billion $ (1‘000 Mrd. $), um die weitere Staatsausgaben durch die Regierung zu ermöglichen?

Was hält Mark Thoma davon? Der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor bemerkt in seinem Blog dazu, dass er geteilter Meinung sei. Ein Teil von ihm sage, dass es eine schlechte Idee sei. Denn wir alle verstehen die Absicht des Gesetzes, warum die Prägung von Gedenkmünzen aus Platin erlaubt ist. Wollen wir aber, dass die Politiker eine Gesetzeslücke ausnutzen, etwas zu unternehmen, was gegen die Absicht einer gesetzlichen Bestimmung verstösst? Ausserdem: Wie kann die Öffentlichkeit Demokraten vertrauen, verantwortlich zu agieren, wenn sie so etwas tun?

Was ist aber zu unternehmen, wenn die andere Seite sich weigert, nach den traditionellen Regeln zu handeln? Was, wenn sie bereits Taktiken verwenden, die weit über die Absicht der Regeln des Kongresses liegen, um ihren eigenen Willen aufzuzwingen?

Die Republikaner spielen nicht fair. Sie missachten die Verhaltensregeln. Schlimmer noch, sie nehmen die Öffentlichkeit in Geiselhaft, um mehr Einfluss geltend zu machen.

Vielleicht ist es in Ordnung, auf lächerliche Taktik mit einer lächerlichen Antwort zu reagieren, argumentiert Thoma. Wenn man die Münzen aus Platin prägt, muss man aber die Öffentlichkeit informieren, dass die andere Seite die expliziten und impliziten Regeln des politischen Engagements bewusst übertritt.

Thoma unterstützt vor diesem Hintergrund Paul Krugmans Idee, auf die Platin-Münzen John Boehners Gesicht (Sprecher des Repräsentantenhauses) zu prägen, weil ohne Boehner und seine Kollegen so was nicht möglich wäre. Der Präsident ist schliesslich damit konfrontiert, zwischen zwei Alternativen eine Auswahl zu treffen. Die eine ist dumm, aber gutartig. Die andere ist ebenso albern, aber zugleich katastrophal. Die Entscheidung dürfte klar sein, erklärt Krugman in seinem Blog.

Die Institution der Schuldenobergrenze (debt ceiling) ist seltsam und destruktiv. Der Kongress genehmigt zwar Massnahmen (Steuern und Ausgaben), die der Präsident umzusetzen, rechtlich verpflichtet ist, aber verweigert dann der Regierung die Möglichkeit, die für die Erfüllung der Aufgaben notwendigen Mittel als Kredit aufzunehmen, was im Endeffekt zu einer Zahlungsunfähigkeit (default) führen kann.

Wenn die Republikaner offen drohen, von diesem Potenzial für eine Katastrophe Gebrauch zu machen, erpressen sie den Präsidenten, eine Massnahme zu treffen, die i.d.R. durch den konstitutionellen Entscheidungsprozess des Kongresses nicht kommen kann.

Die Prägung von Münzen aus Platin würde auf Wirtschaft nicht lasten. Solange die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt, ist das Drucken von Geld oder das Drucken von Platin-Münzen oder die Ausgabe von konventionellen Schuldverschreibungen, um die Rechnungen der Regierung zu zahlen, alle gleichwertig.

Keine Kommentare: