Die
beiden grossen politischen Parteien in den USA streiten im Grunde genommen
nicht nur um den Haushalt, sondern um mehr.
Die
Demokraten wollen das Vermächtnis von New Deal und Great Society (Social Security, Medicare und Medicaid)
aufrechterhalten und zudem sicherstellen, dass die grundlegende Gesundheitsversorgung
wie in jedem anderen fortgeschrittenen Land mehr oder weniger allgemein
zugänglich wird.
Die
Republikaner hingegen wollen das alles möglichst zurückfahren, um Spielraum für
drastische Steuersenkungen für Reiche zu schaffen.
Ja,
im Wesentlichen geht es um einen Klassenkampf, wie Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Battles of the Budget“) am Freitag in NYTimes beschreibt.
Der
Streit um die fiskalische Klippe (fiscal
cliff) ist nur eine Schlacht im Klassenkampf, welche mit einem taktischen
Sieg für die Demokraten zu Ende gegangen ist, argumentiert Krugman. Die Frage
ist, ob es ein Pyrrhussieg war, welcher den Weg für eine grössere Niederlage bereitet.
Warum
redet aber Krugman von einem taktischen Sieg? Hauptsächlich aus dem Grund, was
nicht passiert ist: Es gab keine Kürzungen im Hinblick auf die Sozialversicherung.
Dies sei keine Selbstverständlichkeit gewesen, betont der an der University of Princeton lehrende
Wirtschaftsprofessor.
Es
gab aus der progressiven Sicht auch etwas tatsächlich Positives. Die Bezugsdauer
der Arbeitslosenunterstützung für Langzeitarbeitslose wurde um ein Jahr verlängert.
Einige Begünstigungen für Familien niedrigeren Einkommens und für die Bildung
wurden um fünf Jahre festgeschrieben, unterstreicht Krugman. Und die
Republikaner haben zum ersten Mal seit Jahrzehnten für eine Steuererhöhung für
Wohlhabende zugestimmt, was eine deutliche Verringerung der Einkommensungleichheit zu Folge hat.
Warum
sind aber so viele Progressive wie Krugman dennoch besorgt? Weil die GOP die Macht beibehält, zu zerstören,
insbesondere durch Verweigerung, die Schuldenobergrenze (debt ceiling) zu erhöhen, was eine Finanzkrise auslösen könnte. Und
die Republikaner haben deutlich gemacht, dass sie beabsichtigen, ihre
zerstörerische Macht einzusetzen, um wichtige politische Zugeständnisse zu entpacken.
Nun
hat der Präsident gesagt, dass er nicht auf dieser Basis verhandeln will und es
ist richtig so. Millionen von unschuldigen Menschen zu bedrohen, sollte nicht
als legitime politische Taktik behandelt werden, hält Krugman fest.
Will
aber Obama an seiner Nicht-Erpressung-Position als Moment der Wahrheit
festhalten? Der Präsident hat nämlich während der Konfrontation um die
Schuldenobergrenze im Jahr 2011 geblinzelt. Und auch die letzten Tagen der
Verhandlungen um Fiscal Cliff waren
von seinem klaren Unwillen geprägt, die Frist ablaufen zu lassen. Da die Folgen
einer versäumten Frist in Bezug auf die Schuldenobergrenze (debt ceiling) viel schlimmer wären,
verheisst es nichts Gutes für die Entschlossenheit der Regierung im Streit.
Im
taktischen Sinne ist der Streit um den Haushalt als ein bescheidener Sieg zu
Gunsten des Weissen Hauses ausgegangen. Aber dieser Sieg könnte sich in wenigen
Wochen allzu leicht in eine Niederlage ummünzen.
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