Die
Arbeitslosenquote bleibt in vielen fortgeschrittenen Ländern nach wie vor sehr
hoch. Es gibt viele Akademiker, die vor diesem Hintergrund nun öfters
behaupten, dass der Anstieg der Arbeitslosigkeit sich während der Great Rezession vom Rückgang der
Produktion (output) offensichtlich entkoppelt
habe.
McKinsey
argumentiert beispielsweise in einem Paper („An Economy That Works: Job Creation and America’s Future“), dass das Okuns Gesetz in sich
zusammengebrochen sei. Es sei daher mehr als ein gesundes Wachstum des BIP
erforderlich, um die Vollbeschäftigung wiederherzustellen. Die Great Recession sei für die hohe
Arbeitslosigkeit nicht verantwortlich.
Stimmt
es? Natürlich nicht. Das okunsche Gesetz gilt immer noch. Laurence
Ball, Daniel Leigh und Prakash Loungani bemerken in voxeu, dass die Ergebnisse ihrer jüngsten
Forschungsarbeit („Jobs and growth are
still linked. That is, Okun’s Law still holds“) nahelegen, dass das Okuns
Gesetz immer noch Gültigkeit hat und dass die Arbeitsplätze wieder zurückkehren
würden, sobald die Produktion sich erhole.
Die
Abbildung zeigt den Rückgang der Produktion (von der Spitze bis zu der
Talsohle) für eine Gruppe von OECD-Ländern während der Great Recession im Zusammenhang mit dem Anstieg der
Arbeitslosigkeit im gleichen Zeitraum. Die Korrelation ist im Wesentlichen gleich
null. Die Abbildung deutet auf einen Zusammenbruch des Okun’s Law (die kurzfristige negative Beziehung zwischen der Produktion
und der Arbeitslosigkeit) hin.
Okun Gesetz: Output und Arbeitslosigkeit, Graph, Laurence
Ball, Daniel Leigh und Prakash Loungani in voxeu („Jobs and growth are still linked. That is, Okun’s Law still holds“)
Was
stimmt, ist, dass die Wiederherstellung von Arbeitsplätzen sich in den
einzelnen Staaten unterscheiden. Der Koeffizient (wie ein Rückgang oder ein
Anstieg der Produktion auf die Arbeitslosigkeit auswirkt) verändert sich in den
einzelnen Ländern.
Die
eingeschätzten Koeffizienten in den einzelnen Staaten (abgesehen von
Österreich und Italien) weisen, wie die
Autoren betonen, einen Spread zwischen -0,25%
und -0,55% auf.
Es
scheint, dass die Arbeitsmärkte vieler Länder eigenwillige Eigenschaften aufweisen,
die einen gewissen Einfluss auf die Koeffizienten ausüben. Diese Eigenschaften (nicht
nur eine oder zwei Variablen) tragen wahrscheinlich dazu bei, dass sich am
Schluss unterschiedliche Koeffizienten ergeben.
Der
starke Anstieg der Arbeitslosigkeit in Spanien
lässt sich z.B. fast vollständig durch die Tatsache erklären, dass der Okun-Koeffizient
des Landes mit – 0,85% (entlang der Rezession) ungewöhnlich gross
ist. Die natürliche Erklärung ist die ungewöhnlich hohe Indizenz von
befristeten Arbeitsverträgen, welche es Unternehmen erleichtern, Beschäftigung
im Hinblick auf die Produktionsschwankungen leicht „anzupassen“, was den Okun-Koeffizienten
erhöht.
Die
Arbeitslosigkeit in Deutschland ist
niedriger als das Okuns Gesetz nahelegt, was im Wesentlichen mit Kurzarbeit (und
work-sharing Programmen) zu tun hat.
Der
Okun-Koeffizient von Japan
reflektiert mit -0,16%
wahrscheinlich die japanische Tradition von „lebenslanger Beschäftigung“, was
Unternehmen daran hindert, Arbeitnehmer zu entlassen.
Eine
mögliche Erklärung für den niedrigen Okun-Koeffizienten der Schweiz (-0,24%) ist der häufige Einsatz von ausländischen Arbeitskräften. Wenn
die Beschäftigung steigt oder fällt, bewegen sich Wanderarbeiter über die
Grenzen. Schwankungen der Beschäftigung gehen mit Schwankungen der Arbeitskräfte
Hand in Hand, sodass die Beschäftigung stabil bleibt.
Österreichs Daten sind hingegen rätselhaft. Der
Okun-Koeffizient ist mit -0,14% der
tiefste Wert unter 20 untersuchten OECD-Staaten und die Autoren finden keine
Erklärung dafür.
Fazit: Die Autoren deuten darauf hin,
dass die Beschäftigung und Wirtschaftswachstum in den meisten Ländern gekoppelt
bleiben. Es mag Gründe für Strukturreformen geben, so die Autoren, was die Beschaffung
von Arbeitsplätzen beschleunigen könnte. Aber es ist kein Anlass, daran zu
glauben, dass das Okun Gesetz nicht funktioniere. Ganz im Gegenteil: Das okunsche
Gesetz ist nach wie vor intakt.
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