In
der vergangenen Woche sind in Europa mehr Unternehmen-Hybridsanleihen (hybrids) ausgegeben worden als im
gesamten vergangenen Jahr, wie Andrew
Sheets und Serena Tang von Morgan Stanley in seiner gestern
vorgelegten Forschungsarbeit berichten.
Eine
Hybrid-Anleihe ist eine nachrangige Unternehmensanleihe mit sehr langer
Laufzeit. Der Emittent behält sich das Recht vor, die Anleihe ab einem vorher
bestimmten Termin zu kündigen (callable).
Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, dass der Emittent die Kuponzahlungen
unter gewissen Bedingungen aussetzen oder neu anpassen kann.
Es
handelt sich dabei also um eine umstrittene Anlageklasse. Es wundert sich
jedoch, warum die Wiederbelebung gerade zu einem Zeitpunkt stattfindet, wo die Geld-
und Kapitalmärkte noch unter Stress stehen. Ein Grund mag sein, wie die
Analysten von Morgan Stanley
nahelegen, dass die Kupon-Struktur in bestimmten Fällen eine geringere Duration
ermöglicht als man sonst erwarten würde.
Was
sind aber „bestimmte Fälle“? (1) Duration
(wie eine Änderung der Rendite den Preis der Anleihe ändert) und (2) Konvexität (wie eine Änderung der Rendite die Duration ändert).
Die
zwei Eigenschaften von Hybrid-Anleihen können auf die Sensitivität so
einwirken, dass die Ergebnisse aus Änderungen der Rendite von Änderungen bei herkömmlichen
Anleihen erheblich abweichen.
Unternehmen-Hybridanleihen
Kupon-Struktur in Europa, Graph:
Andrew Sheets und Serena Tang von Morgan
Stanley
Das
Kündigungsrecht (call schedule)
bedeutet, dass die YTC (yield-to-call)
bei niedrigen Zinsen wesentlich niedriger sein kann als YTM (yield-to-maturity).
Die
Anpassung der Kuponstruktur (coupon resets) erfolgt i.d.R. nach dem ersten Datum
des Kündigungsrechts. Der neue Kupon wird im Allgemeinen an einem festen Spread
gebunden (5 Jahre Swap Satz).
Die
beiden oben erwähnten Faktoren bedeuten, dass zwei ähnliche Hybrid-Anleihen in
der Tat sehr unterschiedlich auf
Preisänderungen reagieren können, und zwar bis auf 100 Basispunkte im Hinblick auf
die Rendite.
Es
gibt aber auch einen dritten Faktor, den die Investoren in Betracht ziehen
müssen, wenn sie ein Engagement in Sachen Hybrids suchen: Replacement Capital Convenants
(RCCs).
PS:
Callable Bonds sind Anleihen, die vom Emittenten
zu bestimmten Zeitpunkten während der Laufzeit zurückgekauft (Kündigungsrecht) werden
können, und zwar zu einem vorher festgelegten Preis.
Die
Duration berücksichtigt vereinfacht
formuliert die erste Ableitung und die Konvexität
die zweite Ableitung (Steigung der Steigung).
Die
Kennzahl dient zur Beschreibung der Kursveränderung einer Anleihe bei
Veränderung des Marktzinses. Es geht im Grunde genommen um die Zinsempfindlichkeit
von Wertpapieren. Die Konvexität wird herangezogen, um Schätzfehler, die bei
Duration unterlaufen können, zu berücksichtigen. Die Schätzfehler rühren daher,
dass die Abhängigkeit des Anleihepreises vom Zins nicht linear verläuft,
sondern konvex.
Die Mortgage-backed Securities (MBS: d.h. hypotheken-besicherte Wertpapiere) haben bekanntlich eine
negative Konvexität, da ihr Preis
nicht so viel steigt, wie der einer gewöhnlichen Anleihe, wenn die Zinsen
fallen.
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