Das
Gold der deutschen Bundesbank lagert derzeit nach eigenen Angaben in New York,
London, Paris und Frankfurt in Tresorräumen. Die Notenbank will aber die
Goldreserven einem neuen Lagerkonzept zufolge nach Deutschland zurückbringen. Grund dafür sind
wilde Verschwörungstheorien, wonach die deutschen Goldreserven im Sog der
Euro-Krise enteignet werden könnten.
Tim Harford hingegen schildert in einem
lesenswerten Artikel („The Bundesbank
takes back its doughnuts“) in FT, dass im Grunde genommen keine Überlegung dahinter steckt. Denn wir betreten
damit das Irrenhaus, erklärt der britische Ökonom und Journalist.
Das
Gold war eine ziemlich gute Investitionen in den letzten 10 Jahren. Aber es
gibt keine Logik für die Gold-Bubble.
Mit
„Bubble“ meint Harford nicht, dass der Preis zusammenbrechen würde. Er denkt
eher in technischen Kategorien. Gold ist eine Blase, weil sein Wert nicht mit
dem Strom von Einkommen, das es herstellt, im Zusammenhang steht. Anleihen
zahlen Zinsen. Aktien schütten Dividenden aus. Gold hingegen produziert keine
Einnahmequelle. Und sein Wert ist als Schmuck oder für industrielle Anwendungen
nicht relevant. Denn das Gold bietet lediglich die Aussicht auf den
Weiterverkauf an jemanden, der bereit ist, es zu kaufen. Es ist also doch eine
Blase.
Es
gibt jedoch viele Gründe, zu erwarten, dass der Goldpreis weiter steigt, weil
z.B. die Zentralbanken Geld drucken und die Inflation damit zunehmen würde. Das
ist aber eine Ablenkung. Denn der Punkt ist nicht, dass Deutschland Gold kauft,
sondern das Gold, das es bereits hat, physisch wegbewegt. Was ist also los?
Kennen
Sie die Insel Yap?
Yap
is in Micronesia im Westpazifik. Die Münze (Rai) der Insel sieht in der Tat wie
wie ein Donut aus. Einige sind ziemlich tragbar, in der Grösse von
tatsächlichen Donuts. Aber manche wiegen so schwer wie ein Auto. Es erfordert
enorme Anstrengungen, um die Münzen zu produzieren. Wie ein viktorianischer Naturforscher
berichtet, gräbt ein Zehntel der männlichen Erwachsenen der Bevölkerung diese
Dinge aus dem Boden und bringt sie mit Segel-Booten auf die Insel Yap zurück.
Wären
die Münzen aber nicht nützlicher, wenn sie mit einem praktischen Gebrauchswert
hergestellt würden? Wie gehen die Inselbewohner von Yap mit einer
4-Tonnen-Münze um? Es klingt eigentlich so wie etwas, was sich Douglas Adams ausgedacht hätte.
Die
Inselbewohner schleppen die 4-Tonnen-Münzen nicht mit sich herum. Sie geben
einander nur Kredit. Wenn wir also auf der Insel Yap leben würden, und Sie mich
z.B. für ein Land oder eine Mitgift bezahlen würden, mit einer riesigen Münze,
würde jeder einfach zustimmen, dass die fragliche Münze nun einen neuen
Besitzer hat. Die Münze bliebe einfach im Gartenhaus an einen Baum angelehnt.
Einst gehörte sie Ihnen. Nun gehört sie mir. Die Inselbewohner haben sogar einmal
eine Münze am unteren Rand des Ozeans als Geld verwendet. Die Münze sank
nämlich in einem Sturm auf dem Weg von Palau (250 Meilen entfernt von Yap) auf
die Insel in den Ozean. Jeder wusste aber, wem sie gehörte.
Ist
es absolut verrückt?
Man
denke nun an die deutsche Bundesbank. Das meiste Gold der Welt liegt in den Tresorräumen mit
Etiketten darauf wie z.B. „Das ist das Gold der Bundesbank“. In der Regel ist
es so, dass die Etiketten erneuert werden, wenn das Gold gekauft oder verkauft
wird. Die Bundesbank denkt aber offensichtlich anders. Die Deutschen verhalten
sich wie die Inselbewohner von Yap, legt Harford dar. Sie wollen den
4-Tonnen-Donut zurück in den eigenen Garten bringen.
Das
ist sozial peinlich.
Die Botschaft ist einfach:
Die deutsche Bundesbank vertraut Ausländern nicht. Diplomatisch würde es
Verärgerung auslösen. Aber es ist ein Gefühl, welches offensichtlich viele
Deutsche (wie z.B. Hans-Olaf Henkel) beruhigt.
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