Montag, 21. Januar 2013

Goldschatz der Bundesbank: Ein sozial peinliches Lagerkonzept


Das Gold der deutschen Bundesbank lagert derzeit nach eigenen Angaben in New York, London, Paris und Frankfurt in Tresorräumen. Die Notenbank will aber die Goldreserven einem neuen Lagerkonzept zufolge nach Deutschland zurückbringen. Grund dafür sind wilde Verschwörungstheorien, wonach die deutschen Goldreserven im Sog der Euro-Krise enteignet werden könnten.

Tim Harford hingegen schildert in einem lesenswerten Artikel („The Bundesbank takes back its doughnuts“) in FT, dass im Grunde genommen keine Überlegung dahinter steckt. Denn wir betreten damit das Irrenhaus, erklärt der britische Ökonom und Journalist.

Das Gold war eine ziemlich gute Investitionen in den letzten 10 Jahren. Aber es gibt keine Logik für die Gold-Bubble.

Mit „Bubble“ meint Harford nicht, dass der Preis zusammenbrechen würde. Er denkt eher in technischen Kategorien. Gold ist eine Blase, weil sein Wert nicht mit dem Strom von Einkommen, das es herstellt, im Zusammenhang steht. Anleihen zahlen Zinsen. Aktien schütten Dividenden aus. Gold hingegen produziert keine Einnahmequelle. Und sein Wert ist als Schmuck oder für industrielle Anwendungen nicht relevant. Denn das Gold bietet lediglich die Aussicht auf den Weiterverkauf an jemanden, der bereit ist, es zu kaufen. Es ist also doch eine Blase.

Es gibt jedoch viele Gründe, zu erwarten, dass der Goldpreis weiter steigt, weil z.B. die Zentralbanken Geld drucken und die Inflation damit zunehmen würde. Das ist aber eine Ablenkung. Denn der Punkt ist nicht, dass Deutschland Gold kauft, sondern das Gold, das es bereits hat, physisch wegbewegt. Was ist also los?

Kennen Sie die Insel Yap?

Yap is in Micronesia im Westpazifik. Die Münze (Rai) der Insel sieht in der Tat wie wie ein Donut aus. Einige sind ziemlich tragbar, in der Grösse von tatsächlichen Donuts. Aber manche wiegen so schwer wie ein Auto. Es erfordert enorme Anstrengungen, um die Münzen zu produzieren.  Wie ein viktorianischer Naturforscher berichtet, gräbt ein Zehntel der männlichen Erwachsenen der Bevölkerung diese Dinge aus dem Boden und bringt sie mit Segel-Booten auf die Insel Yap zurück.

Wären die Münzen aber nicht nützlicher, wenn sie mit einem praktischen Gebrauchswert hergestellt würden? Wie gehen die Inselbewohner von Yap mit einer 4-Tonnen-Münze um? Es klingt eigentlich so wie etwas, was sich Douglas Adams ausgedacht hätte.

Die Inselbewohner schleppen die 4-Tonnen-Münzen nicht mit sich herum. Sie geben einander nur Kredit. Wenn wir also auf der Insel Yap leben würden, und Sie mich z.B. für ein Land oder eine Mitgift bezahlen würden, mit einer riesigen Münze, würde jeder einfach zustimmen, dass die fragliche Münze nun einen neuen Besitzer hat. Die Münze bliebe einfach im Gartenhaus an einen Baum angelehnt. Einst gehörte sie Ihnen. Nun gehört sie mir. Die Inselbewohner haben sogar einmal eine Münze am unteren Rand des Ozeans als Geld verwendet. Die Münze sank nämlich in einem Sturm auf dem Weg von Palau (250 Meilen entfernt von Yap) auf die Insel in den Ozean. Jeder wusste aber, wem sie gehörte.
Ist es absolut verrückt?

Man denke nun an die deutsche Bundesbank. Das meiste Gold der Welt liegt in den Tresorräumen mit Etiketten darauf wie z.B. „Das ist das Gold der Bundesbank“. In der Regel ist es so, dass die Etiketten erneuert werden, wenn das Gold gekauft oder verkauft wird. Die Bundesbank denkt aber offensichtlich anders. Die Deutschen verhalten sich wie die Inselbewohner von Yap, legt Harford dar. Sie wollen den 4-Tonnen-Donut zurück in den eigenen Garten bringen.

Das ist sozial peinlich.

Die Botschaft ist einfach: Die deutsche Bundesbank vertraut Ausländern nicht. Diplomatisch würde es Verärgerung auslösen. Aber es ist ein Gefühl, welches offensichtlich viele Deutsche (wie z.B. Hans-Olaf Henkel) beruhigt.

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