JP Morgan hat gestern den offiziellen post
mortem Bericht über die “London Whale Affair”
veröffentlicht. Etwas, was die
Überzeugung bekräftigt, ist, dass man Tail Risk nicht absichern kann, bemerkt Felix
Salmon in seinem Blog dazu.
Die
Verluste sind im sog. „Synthetic Credit
Portfolio“ der Bank entstanden. Es handelt sich um ein Konstrukt,
welches als „Tail Risk Book“
beschrieben wurde. Es ist gestaltet worden, um Geld zu verdienen, wenn das
Marktumfeld sich mehr als drei
Standardabweichungen vom Mittelwert basierend auf Prognosen von einer
Normalverteilung der historischen Kurse bewegt.
Das heisst, dass JP Morgan sich dessen
bewusst war, dass das Marktumfeld i.d.R. nicht normalverteilt ist und daher ein
ganzes Buch „Derivate“ geführt hat, um sich gegen unvermeidliche unerwartete
Ereignisse zu schützen.
Der
springende Punkt in Bezug auf Tail Risk ist, wie Felix Salmon schildert, dass
man nicht genau antizipieren kann, wie es aussieht, bevor man es sieht. Das
grösste Tail Risk waren in diesem Fall die Berichterstattungen von WSJ und Bloomberg, wo es um JP Morgans Positionen
ging.
Die
Berichte hatten einen massiven Einfluss auf die mark-to-market valuation von JP Morgans Positionen. Am ersten Trading
Tag, nach dem Erscheinen der Berichte, sah es so aus, als ob JP Morgan mit
einem Tages-Verlust von 700 Mio. US-Dollar konfrontiert wäre. Die offizielle
Zahl belief sich auf 412 Mio. US-Dollar. Die Person, die für das Portfolio
zuständig war, hat eine e-Mail an JP Morgans CEO und CFO geschickt, indem sie
festhielt, dass die Bewegung im Marktumfeld ein „acht-Standardabweichung-Ereignis“
(eight-standard-deviation) war.
Im
Bericht steht davon nichts zu lesen, wie viele acht-Sigma-Ereignisse der CIO wohl
je gesehen hat. Aber das ist wahrscheinlich das erste. Wie sehen aber
acht-Sigma-events aus? Unter einer Normalverteilung können sie mit einer
Wahrscheinlichkeit von etwa 1 zu 800‘000 Milliarden vorkommen. Das war ein Black Swan. Und das „Tail-Risk-Book“ hat
nichts geholfen.
Am
Schluss häuften sich die Verluste auf 6 Mrd. US-Dollar.
PS:
Sigma steht in der Statistik für die
Standardabweichung der Grundgesamtheit.
Tail Risk: Ereignisse mit einer sehr
geringeren Eintrittswahrscheinlichkeit, aber mit einer sehr grossen
Schadenshöhe. Die Einschätzung eines Portfoliorisikos basiert i.d.R. auf dem
Grundsatz der Normalverteilung. Demnach gilt es als unwahrscheinlich, dass der
Wert eines Portfolios um mehr als 3 Standardabweichungen vom Mittelwert
abweicht.
Mark-to-market
valuation: Der
Preis eines Wertpapiers wird nicht durch ein mathematisches Modell (wie im Marked-to-Model), sondern durch den
aktuellen Preis in einem liquiden Markt bestimmt. Die Bewertung von Aktien,
Anleihen und Wechselkursen erfolgt beispielsweise nach dem aktuellen
Marktpreis.
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