Präsident
Obamas zweite Antrittsrede bietet viel, was Progressive gern hören. Aber die
wohl ermutigende Sache war, was Präsident nicht gesagt hat: Obama hat nämlich
das Haushaltsdefizit kaum angeschnitten, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Deficit Hawks Down“) am Freitag in NYTimes.
Das
ist das letzte Zeichen dafür, dass die selbsternannten Defizit-Falken, besser
gesagt Defizit-Schimpfer, die Macht über den politischen Diskurs verlieren. Und
das ist eine sehr gute Sache.
Warum
haben aber die Defizit-Schimpfer den Halt verloren? Es gibt laut Krugman vier
zusammenhängende Gründe: (1) Sie haben drei Jahre lang vor einer bevorstehenden
Krise gewarnt: „Wenn das Haushaltsdefizit jetzt nicht sofort gesenkt werde,
werden wir uns in Griechenland verwandeln“. Aber die Krise findet einfach nicht
statt, sodass die Glaubwürdigkeit der Schelte einen wohlverdienten Schlag hat einstecken
müssen.
(2) Sowohl das Defizit als auch die Staatsausgaben als Anteil am BIP haben begonnen, zu fallen. Und vernünftige Prognosen legen
nahe, dass das Haushaltsdefizit 2015 unter 3% des BIP liegen werde. Es sind
also keine beängstigende Daten.
Und
es war in der Tat eine gute Sache, dass das Defizit angestiegen ist, da die
Wirtschaft schwer angeschlagen war. Die Bereitschaft der öffentlichen Hand, die
Ausgaben aufrechtzuerhalten, war, während die privaten Ausgaben eingestürzt
sind, einer der Hauptgründe, warum die Great
Depression sich nicht wiederholt hat, betont Krugman.
(3) Die Behauptung, dass wir unbedingt Fiscal
Austerity ausüben müssen, auch wenn die Wirtschaft schwer angeschlagen ist,
ist in der Praxis kläglich gescheitert. Man denke an Grossbritannien, erklärt
Krugman. Im Jahr 2010, als die Regierung von David Cameron die
Austeritätspolitik als schwere Medizin umsetzte, fiel das Land wieder in eine
Rezession.
An
dieser Stelle ist es klar, dass die Bewegung, das Defizit abzubauen, auf einer
schlechten ökonomischen Analyse beruht. Aber es gab auch viele böse Absicht
dahinter, wie die Defizit-Schimpfer versucht haben, das Thema Wirtschaftskrise (nicht
die Fiskal-Krise) zu Gunsten einer politischen Agenda, die mit dem Defizit
nichts zu tun hat, auszubeuten. Und die zunehmende Transparenz dieser Agenda
ist der Grund Nr. (4), dass die Defizit-Schimpfer ihren Einfluss verloren
haben.
Prominente
Defizit-Schimpfer können nicht mehr lange sich darauf verlassen, so behandelt
zu werden, als ob es ihre Weisheit (Redlichkeit und Gemeinschaftsgefühl) nicht
in Frage gestellt werden dürfe. Was macht es aber für einen Unterschied aus?
Es sei traurig zu sagen, fasst
Krugman am Schluss zusammen, dass die GOP das Repräsentantenhaus unter
Kontrolle hat, was bedeutet, dass das, was getan werden sollte, nämlich die
Staatsausgaben zu erhöhen, bis die Wirtschaft sich erholt hat, nicht geschehen
kann. Aber das Verblassen der Defizit-Hysteria bedeutet, dass Präsident sich nun
um reale Probleme kümmern kann. Und das ist ein Schritt in die richtige
Richtung.
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