Eines
der Hauptziele von financial repression ist, die nominalen Zinsen niedriger als sonst zu halten, was
die Zinsaufwendungen der öffentlichen Hand verringert und zum Abbau des
Haushaltsdefizits beiträgt, schreibt Greg
Peters, Morgan Stanley in einer
heute vorgelegten lesenswerten Forschungsarbeit.
Liegt
die Inflation höher als die Verzinsung der Staatspapiere, werden die Schulden
des Staates liquidiert.
Die
wichtigsten Merkmale von financial repression sind:
Ausdrückliche oder indirekte Deckelung von Zinsen.
Kapitalverkehrskontrollen & Wechselkurskontrollen
Direkte Eigentümerschaft an oder umfangreiches Management von Banken und anderen Finanzinstituten.
Sowohl
die öffentliche Hand als auch der Privatsektor sind heite hoch verschuldet. Um
die Schuldenlast loszuwerden, müssen die Volkswirtschaften wachsen, umschulden
oder in Zahlungsrückstand geraten (default)
oder das Schuldenproblem durch vorübergehend erhöhte Inflation entledigen. Eine
Hochinflation ist nicht notwendig. Werden die Zinsen gegen die Null Grenze
gedrückt, wird die Schuldenlast durch negative Realzinsen allmählich liquidiert.
Der
globale Schulden-Zyklus, Graph: Greg Peters, Morgan Stanley
Negativ-Realzinsen,
Graph: Greg Peters, Morgan Stanley
Gibt
es zur Zeit „financial repression“?
Die Antwort lautet: Ja, aber. Denn eine tragende Säule der „finanziellen
Unterdrückung“ (financial repression)
sind künstlich gedämpfte Nominalzinsen, als Folge der Fed-Politik ZIRP und QE3.
Es
gibt jedoch andere wirtschaftspolitische Massnahmen, die ausdrücklich Einlagen
oder Sparquoten deckeln, Aufkauf von Staatsanleihen erfordern oder
Kapitalverkehr einschränken.
Die
aussergewöhnlich niedrigen Renditen der Staatspapiere sind ein Ergebnis des
weltweit abnehmenden Angebots an „risiko-freien“ Anlagen, kombiniert mit der
weltweit erhöhten Risikoaversion unter Investoren, was die Nachfrage nach
US-Treasury Bonds weiter steigert. Daher gelten die sehr niedrigen Zinssätze zum
Teil als „freiwillige“ Repression (voluntary repression).
Negativ-Realzinsen
zeigen die Flucht in sichere Vermögenswerte, die anhand des beschränkten
Angebots rar werden, was als „freiwillige Repression“ bezeichnet wird, Graph:
Greg Peters, Morgan Stanley
Während
der Great Depression hat der Privatsektor Schulden abgebaut. Die
Staatsverschuldung, die v.a. wegen des negativen BIP-Wachstums gestiegen ist,
hat sich bis zum Zweiten Weltkrieg nicht wesentlich erhöht.
Verschuldung
während der Great Depression (1930er Jahre): Privatsektor versus öffentlicher
Sektor, Graph: Greg Peters, Morgan Stanley
Heute: Während der
Privatsektor die Schulden abbaut, steigen die Staatsausgaben, um die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage anzukurbeln. Ziel ist eine Wiederholung von
Great Depression zu vermeiden.
Update:
The Economist nimmt auch kurz Stellung zu der von
uns oben zitierten Forschungsarbeit in einem Artikel („National balance sheets“).
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen