Vor
dem Hintergrund der kürzlich erzielten Einigung im US-Haushaltsstreit taucht
eine interessante Frage auf: Warum muss die Regierung überhaupt Kredit
aufnehmen? Kann sie nicht einfach Geld drucken, um offene Rechnungen zu
begleichen? Einige renommierte Ökonomen sagen schliesslich, dass es derzeit keine
Inflationsgefahr gibt.
Die
automatischen Haushaltskürzungen sind inzwischen nur um zwei Monate verschoben
worden. Die Schuldenobergrenze (debt
ceiling) muss spätestens im März wieder angehoben werden.
Es
gibt aber zwei subtile Probleme, erklärt Paul
Krugman in seinem Blog. Die Regierung kann aus rechtlichen Gründen nicht einfach (abgesehen
von einer eigenartigen Ausnahme) Geld drucken, um Rechnungen zu bezahlen. Das
Geld muss von der Fed geschaffen
werden, welches in Umlauf gestellt wird, dadurch dass die Fed Staatspapiere
kauft. Dies mag sich wie eine künstliche Unterscheidung anhören, weil die Fed
tatsächlich ein Teil des Staates ist. Aber es kommt rechtlich auf die
Unterscheidung an. Und die Papiere, die die Fed kauft, zählen gegen die
Schuldenobergrenze.
Die
besondere Ausnahme ist, dass das US-Schatzamt Platin-Münzen prägen kann, wie es
will. Die Absicht dahinter ist natürlich, die Möglichkeit bereitzustellen, dass
das US-Schatzamt Gedenkmünzen und Sachen ausgeben darf, die nicht als
fiskalpolitische Massnahme gelten. Das Schatzamt (US-Treasury) darf aber praktisch
eine Platin-Münze z.B. im Wert von 1‘000 Mrd. $ prägen und sie bei der Fed
deponieren, um die Notwendigkeit zur Ausgabe von Schuldtiteln zu vermeiden.
In
der Praxis würde die Münze genau so viel wie eine Staatsanleihe (z.B. T-Bills),
die im Besitz der Fed ist, zählen, da das Schatzamt sie schliesslich wieder
zurückkaufen würde. Es ist also ein Kunstgriff, wie Krugman schildert.
Die
Sache mit Schuldenobergrenze ist aber ohnehin eine verrückte Idee, weil es dem
Kongress erlaubt, dem Präsidenten zu sagen, Geld auszugeben, aber zugleich
mitzuteilen, dass der Präsident das Geld, das er ausgeben soll, nicht
beschaffen kann. Deswegen darf es nicht verwundern, wenn es zu einem Kunstgriff
kommt.
Aber
abgesehen von der Schuldenobergrenze ist es nicht wahr, dass man sich um die fiktiven
Schuldtitel im Besitz der Fed nicht kümmern soll, weil die Ausgaben durch die Fed
finanziert werden könnten. Es stimmt, dass das Gelddrucken unter den
gegenwärtigen Bedingungen überhaupt nicht inflationär ist, was bedeutet, dass
die Wirtschaft schwer angeschlagen (depressive)
ist und die nominalen Zinsen auf der Null Grenze (zero lower bound) liegen.
Aber diese Bedingungen werden
schliesslich wieder verschwinden. Die Fed wird, um einen starken Anstieg der
Inflation zu unterbinden, die Notenbankgeldmenge (monetary base), die sie als Antwort auf die Finanzkrise ausgeweitet
hat, zurückziehen müssen. Es bedeutet also, dass die Fed die Staatspapiere, die
sie gekauft hat, verkaufen wird. Auch wenn die Schuldtitel derzeit mehr oder
weniger eine Forderung durch eine staatliche Behörde an eine andere staatliche
Behörde darstellen, werden sie am Ende auf Schulden der Öffentlichkeit
auslaufen.
Wie Krugman zusammenfasst,
sind es seltsame Zeiten, wo wir leben und wo die üblichen Regeln nicht mehr
greifen. Es gibt zur Zeit viel free lunch.
Aber nicht alles ist free lunch.
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