Samstag, 16. Oktober 2010

QE II: Warum ist Ben Bernanke so reserviert?

Ben Bernanke, der Vorsitzende der amerikanischen Notenbank (Fed) denkt zwar, dass es notwendig ist, weitere geldpolitische Massnahmen zu treffen. Aber er gab sich am Freitag in einer Rede auf einer Konferenz der Fed Boston ziemlich zurückhaltend und reserviert. An den Finanzmärkten wurde die Rede als Ankündigung einer zweiten Auflage (QE II) der mengenmässigen Lockerung (quantitative easing) der Geldpolitik interpretiert. Warum wartet aber Bernanke noch? Brad DeLong ist überrascht. Wo ist der Fed-Vorsitzende, der Ende 2008 bereit war, die Probleme anzugehen? Oder der „Helicopter Ben“ von 2003? Oder der Student des grossen Abschwungs in Japan in den 1990er Jahren und in den USA in den 1930er Jahren, fragt sich der an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor. Die Rede überzeugt DeLong nicht viel, dass Bernanke das tun würde, was notwendig ist.


US Arbeitslosigkeit, Graph: Fed St. Louis

Bernanke prognostiziert, dass das Wachstum im nächsten Jahr „scheinbar unwahrscheinlich“ über dem langfristigen Trend liegen werde. Das heisst, dass die Arbeitslosigkeit in naher Zukunft wahrscheinlich steigen und dann im Wesentlichen bis zum Ende des Jahres 2011 stabil bleiben werde, bevor sie gar beginnen würde, sich nach unten zu richten. „In diesem Marktumfeld ist es jetzt nicht der Zeitpunkt für Bernanke, über die Kosten und Risiken der Ausdehnung der Fed-Bilanz zu reden“, bemerkt DeLong. „Es ist auch nicht die Zeit, darüber zu reden, wie die Geldpolitik durch die Kommunikationsstrategie der Fed durchgeführt werde“, hält der ehem. Assistant Secretary des amerikansichen Schatzamtes (Treasury) fest. Bernanke hat nämlich in seiner Rede ausführlich die Kosten und Risiken einer unkonventionellen Geldpolitik und die Kommunikationsstrategie der US-Notenbank hervorgehoben.

Auch Paul Krugman vertritt dieselbe Ansicht, dass „Bernankes Diagnose angesichts unserer Probleme erstaunlich schüchtern ist“. „Es ist wahr, dass es eine stärkere Aussage ist als die wir in der Vergangenheit gehört haben“, so Krugman. Aber mit Arbeitslosigkeit bei nahe 10% und aufwärtsgerichtet, und Kerninflation unter 1% durch die meisten Messungen und abwärtsgerichtet gibt sich die Fed bescheiden im Hinblick auf die Handlung, während sie sich über Risiken Gedanken macht?, bemerkt der Nobelpreisträger. Die reale Gefahr ist laut Krugman, dass die Fed befürchtet, dass sie die Wirtschaft nicht antreiben kann, wenn sie unkonventionelle Massnahmen ergreift und deswegen das Gesicht verliert. Das sei genau der Grund gewesen, warum die Bank of Japan (BoJ) sich zurückgehalten habe und daher von Ben Bernanke damals kritisiert worden war, argumentiert Krugman. Es sei wichtig, zwei Dinge zu verstehen: (1) Das soll keine Überlegung sein. Es ist die Aufgabe der Fed, die Wirtschaft zu retten, und nicht den eigenen Ruf, und (2) Habherzige Massnahmen bieten eine gute Möglichkeit, dass unkonventionelle Politik nicht funktioniert.

Fazit: Das einzige, das man sagen kann, ist, dass Fed unter Bernanke besser ist, z.B. als die EZB. Aber das sagt auch nicht viel, hält Krugman fest.

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