Peter Orszag schlägt in einem Kommentar („Sailing the Wrong Way with QE2“) in NYT einen dreiteiligen Wandel in der Politik vor, um die Wirtschaft anzukurbeln: (1) Mehr expansive Fiskalpolitik, d.h. mehr Stimulanz, (2) Viel mehr Defizitabbau, jetzt zu beschliessen, um in zwei bis drei Jahren wirksam zu werden und (3) Eine Verbesserung der Beziehungen zwischen der Regierung und dem Staat. „Der aktuelle Antagonismus, auch wenn nicht es nicht die primäre Erklärung für die schwache Einstellung und träge Investitionen ist, scheint tatsächlich die Einstellungspolitik und andere Verhalten der Unternehmen zu beeinflussen“, bemerkt der ehem. Direktor des „Office of Management and Budget“ der Obama-Regierung von Januar 2009 bis August 2010. „Der notwendige Schritt in der Fiskalpolitik scheint angesichts der Anspannungen zwischen der Geschäftswelt und der Regierung extrem unwahrscheinlich. Wir sind daher auf die Geldpolitik angewiesen, insbesondere auf die erwartete zweite Runde der QE2 (mengenmässige Lockerung), die jedoch mehr Probleme schaffen würde, als Lösungen zu bieten“, hält Orszag fest.
Wie Paul Krugman und andere bereits darauf hingewiesen haben, ist der Nettoeffekt der QE2 so, wie wenn das US-Finanzministerium kurzfristige Schatzwechsel verkaufen würde, um mit dem Erlös amerikanische Staatspapiere mit 10 Jahren Laufzeit zu kaufen, betont Orszag. Im Ergebnis reduziert sich die durchschnittliche Laufzeit der Staatsanleihen. Aus Sicht des Schuldenmanagements und angesichts der gegenwärtig niedrigen Zinsen wäre es aber besser, wenn das US-Schatzamt die durchschnittliche Laufzeit der Verschuldung verlängern könnte, anstatt zu verringern. Was nutzt aber eine solche Reduktion der durchschnittlichen Laufzeit der Staatsverschuldung im aktuellen Marktumfeld? Der Nutzen ist aus zwei Gründen begrenzt, argumentiert Orszag: (I) Geht man vom wahrscheinlichen Umfang der Staatsanleihenkäufe der Fed aus, dürfte die Rendite der langlaufenden Treasury Bonds nur geringfügig sinken, (II) ein massvoller Rückgang der Renditen am langen Ende der Zinskurve dürfte nicht viel Einfluss auf die wirtschaftliche Aktivität nehmen, in einer Zeit, in der Unternehmen im Bargeld schwimmen und um die Zukunft besorgt sind, legt Orszag dar.
Wie Alan Blinder kürzlich betonte, zitiert Orszag, bringt ein Rückgang der Rendite der langfristigen US-Staatspapiere um beispielsweise 30 Basispunkte nicht viel, weil es lediglich zu einem Rückgang der Renditen der Unternehmensanleihen um 15 Basispunkte führen würde. Welchen Unterschied würde das für Unternehmensausgaben ausmachen? Ironischerweise könnte QE2 das richtige „Policy Mix“ (Kombination wirtschaftspolitischer Instrumente) weniger wahrscheinlich machen, beschreibt Orszag weiter. „Eine zusätzliche Stimulierung dürfte nicht ohne ein mittelfristiges Defizitabbau-Paket beschlossen werden“, ist Orszag überzeugt. „Und ein mittelfristiges Defizitabbau-Paket dürfte kaum beschlossen werden, wenn die Verzinsung der langfristigen Staatsanleihen so niedrig sind“.
Fazit: „Die Fed verzögert fiskalpolitische Massnahmen, die die Nation am meisten benötigt, indem sie die Rendite der 10-jährigen US-Treasury Bonds künstlich niedrig hält, während sie wenig tut, um die Wirtschaft als Ganzes anzukurbeln, wobei das Hauptproblem nicht die hohen langfristigen Zinsen sind“, fasst Orszag zusammen.
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