Donnerstag, 21. Oktober 2010

Price Level Targeting (PT) vs. Inflation Targeting (IT)

Die Würfel sind gefallen, schreibt Spyros Andreopoulos, Morgan Stanley in seiner aktuellen Analyse. Die Fed schickt sich an, nach der November Sitzung QE-II (Wiederauflage der mengenmässigen Lockerung) einzuleiten. Die Fed sucht nach Wegen, die Anleihenkäufe mit einer angemessenen Kommunikationsstrategie zu begleiten. Andreopoulos hält price level targeting (PT) für eine mögliche Kommunikationsstrategie. Die PT (Preisniveau Steuerung) könnte sich als eine vernünftige Vorgehensweise erweisen, wenn v.a. Abwärtsrisiken auftauchen: Die Verhinderung der Deflation ist besser als die Bekämpfung der Deflation, so  Andreopoulos. Der Unterschied zwischen PT und inflation targeting (IT) ist, dass eine Zentralbank unter PT das verfehlte Inflationsziel zurechtbiegen muss, während IT das Vergangene vergangen lässt. Und genau darauf kommt es in kritischen Zeiten.


Wie Price Level Targeting (PT) funktioniert, Graph: Spyros Andreopoulos, Morgan Stanley


Die Fed versucht derzeit, die Inflation, die abwärtsgerichtet ist, auf den Zielpfad zurückzubringen. Der Vorteil von PT ist die automatische Stabilisierung von Inflationserwartungen, wenn die Zentralbank das Ziel verfehlt, betont Andreopoulos. Die Inflationserwartungen sind für die Übertragung der Geldpolitik entscheidend, wenn die Zinsen bei der Null Grenze liegen. PT und IT sind also verschieden. Die Unterscheidung in Zeiten anhaltender oder grosser Abweichungen vom Inflationsziel ist sogar von immenser Bedeutung.

Wenn aber eine Zentralbank zu allen Zeiten ihr Inflationsziel erreicht, dann sind PT und IT identisch: Das Preisniveau bewegt sich entlang des Zielpfads, impliziert durch das Inflationsziel von 2%. Wenn es aber zu einer Unterschreitung des Inflationsziels kommt, dann macht PT es für die Zentralbank erforderlich, den Fehlbetrag zurechtzubringen, indem sie vorübergehend für das Engineering einer höheren Inflation sorgt, um das Preisniveau auf den Zielpfad zurückzubringen. Das gilt auch umgekehrt im Falle einer Überschreitung.


Price Level Targeting (PT) für die USA, Graph: Spyros Andreopoulos, Morgan Stanley

In der Abbildung ist ein Inflationsziel von 2% für die Fed angenommen. Der Startpunkt ist das IV. Quartal 2007, weil es sich dabei um den letzten konjunkturellen Höhepunkt handelt. Wird das Inflationsziel verpasst, müsste die Fed für die Zeitperiode I. Quartal 2011 bis zum IV. Quartal 2012 eine durchschnittliche Inflationsrate von 2,9% generieren, um das Preisniveau auf den Zielpfad zurückzubringen.

Vorteile von PT:

(1) Stabilisierung von Inflationserwartungen,

(2) Schuldenentlastung für den öffentlichen und den privaten Sektor

Nachteile von PT:

(1) Schwierige Kommunikation, weil sie nicht transparent ist. Das stimmt natürlich nicht. Wenn die Fed die Zielwerte bekannt gibt, ist die Kommunikation ganz einfach: (a) Der angestrebte Preisindex, (b) das durchschnittliche Inflationsziel, (c) der Ausgangspunkt und (d) der Endpunkt des Preispfads, wo die Fed aus PT aussteingen würde.

(2) Gefährdung der Glaubwürdigkeit der Fed. Das ist ein Risiko im Fall eines Missmanagements. Doch wenn die Fed angemessen kommuniziert, kann sie die Risiken minimieren. Damit würde die Zentralbank dafür sorgen, dass die Realzinsen nicht steigen.

(3) PT ist mit dem Dual Mandate der Fed nicht vereinbart. Nicht unbedingt. Das Konzept PT (und auch IT) ist auf Inflation ausgerichtet, und zwar nicht zu Lasten der Beschäftigung, wie vielfach angenommen wird. In einer Welt, in der die Geldpolitik im Hinblick auf die Beschäftigung und die Produktion nicht dauerhaft wirksam sein kann, ist der Versuch einer Zentralbank, ein maximum nachhaltiges Beschäftigungsniveau zu erreichen, mit Preisstabilität bzw. dem doppelten Mandat vereinbar.

Weitere Einträge zum Thema "Price Level Targeting" in diesem Blog hier und hier.


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