Montag, 4. Oktober 2010

Wer die Arbeitslosigkeit wie überlebt und mit welchen Folgen

Manager, die damit ringen, um ihr Unternehmen instand zu halten und ihre Kern-Mitarbeiter zu schützen, haben unbeabsichtigt zu einem Teufelskreis von steigender Arbeitslosigkeit und sinkender nationalen Moral beigetragen, schreibt Robert Shiller in einem lesenswerten Essay („The Survival of the Safest“) in NYT. „Wenn wir aus dieser Abwärtsspirale wollen, müssen wir vorerst das Problem verstehen. Dann müssen wir damit in grossem Masstab umgehen“, hält er fest. Warum räumt der Arbeitsmarkt nicht? Wenn die Nachfrage in den Märkten für andere produktive Faktoren beispielsweise wie Weizen sinkt, sinkt der Preis i.d.R. bis das Überangebot grösstenteils weg ist, bemerkt der an der Yale University lehrende Wirtschaftsprofessor. „Was ungewöhnlich für die Arbeit ist, dass das Überangebot, welches als Arbeitslosigkeit auftritt, markant und anhaltend sein kann. Warum? Kurz gesagt ist der Unterschied Moral“, argumentiert Shiller. Produktionsfaktoren wie Weizen oder Lstwagen oder Pumpen haben keine Moral-Fragen. Die Menschen schon. Die Mitarbeiter beizubehalten, ist relativ müssig, während gleichzeitig die Löhne zu kürzen oder Arbeitsstunden zu verringern jedem schadet.

Manager sagen, dass sie es gewöhnlich für besser halten, entscheidende Mitarbeiter beizubehalten und weniger wichtige schnell gehen zu lassen, sodass die Klagen der Entlassenen die Stimmung nicht verdirbt. Die Absteiger in die Arbeitslosigkeit können in ihrem ehemaligen Arbeitsplatz nicht direkt die „Stimmung verderben“. Aber sie bleiben Freunde und Nachbarn der Beschäftigten und ihr Wut und Verzweiflung, in Tausenden von Gemeinden wiederholend, tragen zu einer Vergiftung der Stimmung in der ganzen Nation bei. Darüber hinaus leiden Mitarbeiter, die ihre Arbeitsplätze behalten, oft unter „Schuldgefühl des Überlebenden“. Sie sind wirklich gequält und fühlen Empathie mit den weniger Glücklicheren. In dieser schwierigen Lage denken sie nicht daran, extravagante Ferien zu machen oder ein neues Haus oder Auto zu kaufen. Und diese Sparsamkeit beeinträchtigt die Nachfrage, welche Jobs für andere produzieren könnte. Ähnliche Denkweise gilt heute auch für die untere Stufe des Managements im Hinblick auf Gebäude, Equipment und Software. Manager auf unterer Stufe fragen nicht nach solchen Dingen, weil solche Elemente für Mitarbeiter wie Luxus erscheinen können, weil sie denken, dass das Budget des Unternehmens nicht ausreichen würde, ihre Arbeitsplätze zu behalten. Während die Zurückhaltung im eigenen Unternehmen Arbeitsplätze aufbewahren kann, kann sie dem Beschäftigungswachstum anderswo entgegenwirken. Ein Ergebnis ist ein Verlust der Vitalität in der Gesamtwirtschaft und Unterminierung jeder Art von Kreativität, die eine Erholung fördern könnte.

Fazit: Manchmal braucht der private Sektor die Hilfe des Staates, so Shiller. Das ist einer dieser Momente. „Wir müssen den Teufelskreis der Arbeitslosigkeit und der langwierigen schwächelnden Moral durch staatliche Programme brechen, um Millionen von Arbeitsplätzen zu schaffen“, fasst Shiller zusammen.

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