In gewissen Kreisen ist es Mode geworden, zu argumentieren, dass die Geldpolitik als ein hervorragendes Instrument der Fiskalpolitik überlegen ist, berechenbarer, schneller und ohne negative langfristige Folgen, die durch höhere Verschuldung hervorgerufen werden, schreibt Joseph Stiglitz in einem lesenswerten Essay („It is folly to place all our trust in the Fed“) in FT. Einige Befürworter sind in der Tat so begeistert, dass sie die jüngsten Sparmassnahmen in vielen europäischen Ländern unterstützen, mit dem Argument, dass, wenn es unerwünschte Effekte gibt, diese durch die Geldpolitik rückgängig gemacht werden können, beschreibt Stiglitz weiter. Was immer auch die Verdienste dieser Position sind, ist es in der aktuellen Situation ein Unsinn.
Es sollte klar sein, dass die Geldpolitik nicht funktioniert hat, um die Wirtschaft aus der gegenwärtigen Flaute herauszubringen. Das Beste, was gesagt werden kann, ist, dass sie das Schlimmste verhindert hat, erklärt Stiglitz. So wendet sich die Geldpolitik der mengenmässigen Lockerung (QE: quantitative easing) zu. Selbst die meisten Befürworter der Geldpolitik sind sich einig, dass die Auswirkungen von QE ungewiss sind. Im Gegensatz: Wenn wir die Arbeitslosenunterstützung erweitern, wissen wir, nicht perfekt, aber mit einem gewissen Mass an Präzision, wieviel von diesem Geld ausgegeben werden soll, beschreibt der an der Columbia University lehrende Wirtschaftsprofessor. Diejenigen, die an der Wirksamkeit der Fiskalpolitik, zweifeln, befürchten, dass die Staatsausgaben die privaten Investitionen verdrängen, weil die staatliche Kreditaufnahem die Zinssätze in die Höhe treibe. Es mag Zeiten geben, wo crowding out geschieht, aber nicht diesmal, hebt der Nobelpreisträger hervor. Es gibt andere, weniger überzeugende Argumente, das die Steuerzahler künftige Verbindlichkeiten durch Senkung des Verbrauchs ausgleichen. Es wäre schön gewesen, wenn das passiert wäre, als die Bush Steuersenkungen von 2001-2003 erlassen wurden. Stattdessen fiel die Sparquote immer tiefer, bis sie Null erreicht hat, hält Stiglitz fest. Ein letztes Argument von Kritikern der Finanzpolitik ist, dass es gegenüber der künftigen Generationen unfair ist. Aber auch die Geldpolitik kann schlimme generationenübergreifende Auswirkungen haben. Es gibt viele Länder, in denen lockere Geldpolitik durch kreditfinanzierten Konsum die Wirtschaft stimuliert hat. Das ist, wie die Geldpolitik in den USA in den letzten zehn Jahren funktionierte, erklärt Stiglitz. Im Gegensatz kann die Fiskalpolitik auf Investitionen in Bildung, Technologie und Infrastruktur ausgerichtet sein. Selbst wenn der öffentliche Schuldenstand erhöht wird, werden die Vermögenswerte auf der anderen Seite der Bilanz entsprechend zulegen. Die historische Erfahrung zeigt klar, dass die Erträge der Investitionen weit, weit über die Kapitalkosten des Staates liegen, fasst Stiglitz zusammen.
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