Mittwoch, 20. Oktober 2010

Hypothekenskandal: Zwangsversteigerungen

Wer will was von wem woraus? Eine Gruppe von Investoren (Pimco, Blackrock, Freddie Mac usw.) will laut  Bloomberg Bank of America (BoA) zwingen, faule Hypotheken zurückzukaufen. Es handelt sich dabei um ausfallgefährdete Hypotheken-Kredite (RMBS: Residential Mortgage-Backed Securities) im Wert von rund 47 Mrd. $. Der Vorwurf lautet, dass Countrywide, eine Tochter der BoA, welche die Hypotheken in strukturierte Papiere verpackt und verkauft hat, dabei Fehler begangen hat, wie z.B. unzureichende oder gar gefälschte Aufzeichnungen. Die Hypotheken, die von den Banken verkauft worden sind, haben sich im Nachhinein als „qualitativ minderwertig“ erwiesen. Die Bank of New York Mellon (BNYM), die als Treuhänderin (trustee) der Anleihen agierte, scheint inzwischen, wie FT Alphaville berichtet, dem Rampenlicht entkommen zu sein. „Was wir als Treuhänderin tun, ist, cash zu bekommen, und cash wieder an die Anleihengläubiger zu zahlen. Für die meisten Deals agieren wir als „Dokument Depotbank“ (documentation custodian), wobei wir Darlehen Datein erhalten und an die Serviceagenturen und Originators berichten, falls die Dateien nicht vollständig sind. Wir haben gute Verträge, um unsere Rolle einzuschränken, sodass wir keine Haftung im Zusammenhang mit der bisherigen Zwangsvollstreckungsproblematik voraussehen“. BNYM war laut  Thomson Reuters die grösste Treuhänderin für die amerikanischen Asset-Backed Securities Ende 2008, gefolgt von der Deutschen Bank und US Bancorp.

Auch die Federal Reserve Bank of New York hat sich inzwischen mit den Anleihe-Investoren in den USA zusammengeschlossen. Warum? Weil die Fed New York 2008 im Rahmen ihrer Rettungsaktionen (Bail-Out) Hypothekenpapiere für Bear Stearns und AIG erhalten hat. Die Finanzinstitute müssen während des verheerenden Subprime-Booms so schlampig Kredite vergeben und verkauft haben, dass sie heute nicht in der Lage sind, die betreffenden Dokumente vorzuweisen. Über die genauen Eigentumsverhältnisse scheint ein Chaos zu herrschen. Einige Kreditinstitute, die die Kredite an Treuhandgesellschaften wie z.B. Deutsche Bank verkauft haben, können nicht mehr rechtskräftig nachweisen, dass sie die Schuldverschreibung weitergereicht haben. Da kommt MERS ins Spiel, die Stelle (Grundbuch), wo Hypotheken elektronisch erfasst werden. In vielen amerikanischen Bundesstaaten wird jedoch ein Ausdruck aus dem MERS-Register als Beweis für die Übertragung der originalen Schuldverschreibung nicht anerkannt. Die Treuhänder ihrerseits sehen aber keinen Handlungsbedarf, da sie sich wie im Fall von BNYM auf den Standpunkt berufen, dass die Banken, die die Kredite vergeben haben, die  Verantwortung tragen und die Serviceagenturen, die von Banken mit dem Eintreiben von Ratenzahlungen beauftragt worden sind. Es besteht dennoch der Verdacht, dass viele Hypothekennehmer (Hauseigentümer) unrechtsmässig aus ihren Häusern vertrieben wurden. Es gibt amerikanische Bundesstaaten, in denen für eine Räumung ein richterlicher Beschluss erforderlich ist. In diesen Staaten wurden Zwangsversteigerungen vorübergehend angehalten.

Fazit: Das Fatale ist dabei, dass in den Medien sofort der Teufel an die Wand gemalt wird, dass wegen Rückwirkungen gigantische Kosten auf die Banken zukämen. Das heisst, dass die Regierung sich zurückhalten soll, energisch darauf zu erwidern, weil Angst herrscht, dass ein zusätzlicher Druck die Banken erschrecken und auf der Wirtschaft lasten könnte. Die Frage ist daher, warum es für den Finanzmarkt keine „checks and balances“ gibt? Denn die Finanzoligarchie scheint der Demokratie überlegen. Wie kann das sein? Das Subprime-Problem war von Anfang an kein isoliertes Phänomen. Der Grund für die Exzesse sind eindeutig Deregulierung und Entstaatlichung. 

Keine Kommentare: