Eine koordinierte fiskalische Expansion (5'000 Mrd. $) der weltweit führenden Regierungen hat den Abschwung aufgehalten, aber einen stabilen Aufschwung nicht herbeiführen können, schreibt Robert Skidelsky in einem lesenswerten Essay („The Wars of Austerity“) in Project Indicate. Es gibt zwei Gründe, pessimistisch zu sein, bemerkt der emeritierte Professor für Volkswirtschaftslehre an der Warwick University: (1) Die vorzeitige Rücknahme der Stimulierungsmassnahmen, die die G-20 im April 2009 in London vereinbart haben, (2) Das Problem der Leistungsbilanzungleichgewichte, welches nicht angegangen wird. Das Problem der Leistungsbilanzungleichgewichte ist eng mit der Existenz eines weltweiten Überangebots an Ersparnissen verbunden. China verdient mehr, als es ausgibt, während die USA mehr ausgeben, als sie verdienen, erklärt das Mitglied des britischen Oberhauses.
Sofern die Überschussländer in die Defizitländer investieren, stellen diese Ungleichgewichte kein makroökonomisches Problem dar. Das war sogar das Muster des 19. Jahrhunderts, betont Skidelsky. Trotz vieler Finanzkrisen und Zahlungsausfällen war diese Kreditgeber-Kreditnehmer-Beziehung insgesamt für beide Seiten vorteilhaft. Das aktuelle System sei an der Oberfläche ähnlich, aber weise einen entscheidenden Unterschied auf. Der Fluss der Ersparnisse läuft jetzt aus Entwicklungsländern (z.B. China) an reiche Länder (z.B. die USA): d.h. von den Ländern, wo das Kapital knapp ist, an Länder, in den es reichlich vorhanden ist, erläutert Skidelsky. China sehe seinen Überschuss nicht als Investitionsmotor an. Die Reservenbildung ist ein Nebenprodukt von Chinas absichtlicher Währungsunterbewertung. Das Ergebnis ist, das China und andere ostasiatische Länder über einen grossen und wachsenden Bestand an US-Schatzwechseln verfügen. Die Finanzintermediation trägt dazu bei, den westlichen Konsum und Spekulationsboom zu finanzieren, so Skidelsky. Billiges Geld im Westen war die „korrekte“ keynesianische Antwort auf die Ersparnissschwemme aus dem Osten, bemerkt der Autor einer preisgekrönten Biographie des Ökonomen John Maynad Keynes. „Doch da es in Ländern, die bereits mit Kapital gestättigt waren, ungenügende „outlets“ für reale Investitionen gab, hat sich billiges Geld als ein schlecht funktionierender Mechanismus erwiesen, um die Probleme des exzessiven Sparens zu bewältigen“. Durch die kräftige Erholung in Ostasien und die Stagnation im Westen sind die globalen Ungleichgewichte gewachsen, hält Skidelsky fest.
Fazit: „Der heutige Aufruhr über Währungen und Handel ist ein direktes Resultat unseres Versagens, unsere Beschäftigungsprobleme zu lösen“, fasst Skidelsky zusammen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen