Samstag, 9. Oktober 2010

Überschussnachfrage nach US-Staatsanleihen

Der mit Spannung erwartete Arbeitsmarkt-Bericht für September ist schlechter ausgefallen als eingeschätzt. Die Zahl der Beschäftigten im vergangenen Monat sind um 95'000 zurückgegangen. Die schwachen Daten aus dem US-Arbeitsmarkt haben die Renditen von US-Treasury Bonds mit 2 und 5 Jahren Laufzeit weiter nach unten getrieben. Die Rendite der 10-jährigen amerikanischen Staatsanleihen ist laut Bloomberg auf das tiefste Niveau seit Januar 2009 gefallen: 2,36%. Die Rendite der Papiere mit 2 Jahren Laufzeit ist auf 0,343% abgepurzelt. Die Rendite von Papieren mit 5 Jahren Laufzeit ist den 5. Tag in Folge auf ein neues Tief gesunken: 1,0686%. Bill Gross, der den weltgrössten Rentenfonds verwaltet, sagte, dass der Arbeitsmarktbericht mehr geldpolitische Lockerung durch die Fed signalisiert.


US-Treasury Bond (5 Jahre), Graph: Fed St. Louis

Die Überschussnachfrage nach US-Staatsanleihen, die weltweit als liquide, sicher und hochwertig gelten, hält in Abwesenheit einer Inflationsgefahr an. Warum sind aber im Zuge des schlechten Arbeitsmarkt-Berichts die Aktienkurse gestiegen? Der Dow Jones-Index hat sogar die 11'000 Marke geknackt. Es ist nicht opportun, die Tagesschwankungen auf dem Aktienmarkt zu interpretieren. Aber der Arbeitsmarkt-Bericht scheint trostlos genug, Erwartungen zu nähren, dass sowohl geld- als auch fiskalpolitische Massnahmen ergriffen werden müssen, um die Beschäftigung anzukurbeln, schätzt Mark Thoma ein.

Paul Krugman hat vollkommen recht: Einer der wirklich frustrierenden Aspekte der ökonomischen Diskussion seit Beginn der Krise ist die konsequente Weigerung bzw. Unfähigkeit vieler (Mainstream-) Ökonomen, die Fakten zu sehen, dass, wenn die kurzfristigen Zinsen gegen die Untergrenze Null gehen, (a) die herkömmliche Geldpolitik nicht verfügbar ist, und (b) Vergleiche mit Fiskalpolitik, als die Geldpolitik verfügbar war, wenig aussagt.

Wie Stephen Gordon auf eine Studie hindeutet, welche behauptet, dass Kanadas Fiscal Austerity Mitte der 1990er Jahre zeigt, dass die Sparmassnahmen nicht kontraktiv sind. Gordon erklärt, dass Kanadas Erfahrung als Vorlage für ein Sparprogramm für die USA wenig überzeugend ist. Aus zwei Gründen: (1) Kanadas Austerity Budget von 1995 war zu einem Zeitpunkt eingeleitet, als die Beschäftigung im privaten Sektor das vor-Krise-Niveau erreichte, (2) Kanada hat damals den CAD gegenüber dem US-Dollar deutlich abgewertet. In den zwei folgenden Jahren nach dem Haushaltsplan 1995 hat die Bank of Canada die Zinsen um mehr als 500 Basispunkte reduziert. Und 1999 war der kanadische Dollar um 10% gegen den US-Dollar abgewertet, was das kanadische Exportgeschäft ankurbelte.

Fazit: Kanadas Erfahrungen der 1990er Jahre können nicht als verlässlicher Indikator für die aktuelle Situation der US-Wirtschaft verwendent werden.

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