Der Goldpreis ist vergangene Woche auf ein Rekordhoch von 1'300 Dollar geklettert. Im letzten Jahrzehnt ist der Preis des Edelmetalls über 300% angestiegen. Inflationsbereinigt erreicht der Goldpreis heute aber nicht annähernd das Allzeithoch von Januar 1980. Der „Freak Peak“ war damals wegen der geopolitischen Instabilität zustande gekommen. Heisst es nun, dass der Goldpreis noch höher steigen könnte? Eine Möglichkeit wäre der totale Zusammenbruch des US-Dollars, schreibt Kenneth Rogoff in einem Essay („$10'000 Gold?“) in Project Syndicate. Natürlich sind inflationsindexierte Staatsanleihen (TIPS) eine bessere und direktere Absicherung, räumt der an der Harvard University lehrende Wirtschaftsprofessor ein. Aber er denkt, dass die Goldbugs sich angesichts der „ausufernden Defizite und einer richtungslosen Fiskalpolitik“ zu Recht Sorgen machen. Sogar in den USA seien während der Grossen Depression der 1930er Jahren die Indexklauseln aus Anleiheverträgen gestrichen, erklärt Rogoff. Er lässt aber im gleichen Atemzug Vorsicht gelten, dass eine sehr hohe Inflation zwar möglich, aber deswegen noch lange nicht wahrscheinlich ist, wonach höhere Goldpreise von Inflationserwartungen angetrieben seien.
Goldpreis, Graph: de.finance.yahoo.com
Rogoffs Ansicht nach ist der stärkste Grund für den heutigen hohen Goldpreis der dramatische Aufstieg Asiens, Lateinamerikas und des Mittleren Ostens in die Weltwirtschaft. Neue Verbraucher gewinnen an Kaufkraft und damit steigt die Nachfrage, wodurch der Preis für knappe Güter steigt, argumentiert Rogoff. Zugleich müssen die Zentralbanken der Schwellenländer Goldreserven anlegen. Da der Euro als Möglichkeit der Diversifizierung wenig attraktiv wirkt, steigt der Reiz des Goldes, erklärt Rogoff.
Ein weiterer Faktor, der zu hohen Goldpreisen beitrug, könnte sich als weit kurzlebiger erweisen als die Globalisierung. Der Goldpreis ist extrem empfindlich hinsichtlich globaler Veränderungen des Zinssatzes. Gold bringt schliesslich keine Zinsen und die Lagerung kostet sogar etwas, erläutert der Autor des Buches „This Time is Different“. Es sei angesichts der auf einem Rekordtief befindlichen Zinsen relativ billig, mit Gold zu spekulieren, anstatt in Anleihen zu investieren, hält Rogoff fest. Wenn aber die realen Zinssätze signifikant ansteigen, könnte der Goldkurs abstürzen.
Fazit: „Gold bleibt für die meisten von uns eine sehr riskante Sache“, schlussfolgert Rogoff.
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