Mittwoch, 6. Oktober 2010

IWF und fiskalpolitische Sparmassnahmen

Der Internationale Währungsfonds (IWF) kündigt im halbjährlich erscheinenden „World Economic Outlook“ seine Einschätzung der Wirtschaftsentwicklung in einzelnen Staaten und die Weltwirtschaftslage an. Im Kapital 3 (“Will It Hurt? Macroeconomic Effects of Fiscal Consolidation”) des aktuellen Berichts, welches online verfügbar ist, befasst sich der IWF mit dem Thema “Sparmassnahmen” (fiscal austerity). „Haushaltskonsolidierung senkt i.d.R. das Wachstum auf kurze Sicht. Eine Haushaltskürzung um 1% des BIP verringert tendenziell den Output um ½% und erhöht die Arbeitslosenquote um 1/3%“, steht im Bericht zu lesen. „Das wird die Austerians nicht glücklich machen“, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog. Zwei Dinge sind bemerkenswert, fügt der Nobelpreisträger hinzu: (1) Der Bericht nimmt sich  Alesina-Typ von Studien an, welche von einigen Kommentatoren (v.a. von Trolls) stark gefördert werden. Der IWF findet sie alle grundsätzlich falsch, v.a. daher, wie Krugman bisher betont hat: ihre Methologie leistet eine schreckliche Arbeit, um tatsächliche Veränderungen in der Fiskal-Politik zu identifizieren.


Auswirkungen einer 1%igen fiskalpolitischen Sparmassnahmen auf BIP und Beschäftigung, Graph: IWF „World Economic Outlook“, Chapter 3, Oct. 2010

Der IWF bestätigt beispielsweise, dass es in Japan 1997 eine grosse fiskalische Kontraktion gegeben hat. Die Ergebnisse dieser Kontraktion (die einzige moderne grosse Kontraktion angesichts einer Liquditiätsfalle) sind einer der Gründe, warum einige von uns glauben, dass Fiscal Austerity eine schreckliche Idee ist, erklärt Krugman. Aber Alesina und Ardagna gabeln diese Kontraktion gar nicht auf. Sie identifizieren einige Fälle von falschen Sparmassnahmen in anderen Ländern, argumentiert Krugman. Und es stellt sich heraus, dass die Identifizierung der richtigen Folgen die Ergebnisse umdreht: Kontraktionen sind kontraktiv. (2) Der Bericht zeigt, dass fiskalische Kontraktionen i.d.R. mit niedrigen Zinsen und Währungsabwertungen einhergehen, wobei beide helfen, negative Auswirkungen abzumildern, so Krugman. Es scheint klar, dass, wenn man in einer Liquiditätsfalle ist und einer globalen Rezession gegenübersteht, die negativen Auswirkungen der Sparmassnahmen (fiscal austerity) viel schlimmer werden.


PS: Der Begriff „Troll“ wird in der Blogosphäre für diejenigen Personen verwendet, die mit ihren Beiträgen in Diskussionen oder Foren stark provozieren. Ziel des Trolls ist das Stören der urprünglich an einem Sachthema orientierten Kommunikation.

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