Mittwoch, 27. Oktober 2010

Lockere Geldpolitik führt nicht zwangsläufig zu Spekulationsblasen

Adam Posen, ein amerikanischer Ökonom im Dienste der britischen Zentralbank (BoE: Bank of England) hat gestern in einem  Vortrag in Queen’s University, Belfast gesagt, dass die Politik des billigen Geldes nicht zwangsläufig zu Spekulationsblasen führt. Ziel der Rede waren die Überschussländer weltweit, welche Posen zufolge mehr akkommodierende Geldpolitik wagen sollen, um die Binnennachfrage zu stimulieren. Das Argument, dass akkommodierende Geldpolitik keine Spekulationsblase verursacht, beruhe auf einer empirisch gestützten Annahme, dass es auf private Kapitalströme und die Unterschiede in Produktivität ankommt, welche zum grössten Teil auf die Leistungsbilanz (und die Preise von Vermögenswerten) auswirken, erklärt Posen. Die Instrumente, über die Zentralbanken verfügen, wie kurzfristige Zinsen und Bankeinlagen, haben wenig nachhaltige Auswirkungen auf die Leistungsbilanz, hebt Posen hervor.


Beiträge zum japanischen BIP-Wachstum (1991-1999), Graph: Adam Posen, May 2010


Die Überschussländer ziehen falsche Schlüsse aus Japans Erfahrung in den späten 1980er Jahren, während die Yen-Aufwertung gegenüber dem US-Dollar mit niedrigen Zinsen und Blasen im Immobilien- und Aktienmarkt einherging, was ein Platzen der Blasen zur Folge hatte, legt Posen dar. Es gebe aber Probleme mit Hilfe der japanischen Erfahrung gegen die lockere Geldpolitik heute zu argumentieren. Eines davon ist, dass die Bodenpreise bereits begonnen hatten, zu klettern, als die japanische Notenbank (BoJ: Bank of Japan) mit der Zinssenkung im Januar 1986 anfing. In welchen Umfang seien aber die Preise für Vermögenswerte von Relevanz für die Diskussion darüber, was die BoJ hätte tun sollen, so Posen. Die Debatte unter Ökonomen über diesen Zeitraum sei eine Rollenverteilung, ob eine Zentralbank die Preise von Vermögenswerten besser als die Finanzmärkte lesen und die Bewertung der Aktien einschätzen kann. Wie der Fall Japans in den späten 1980er Jahren zeigt, ist die Debatte fehl-fokussiert.


Japans Finanzüberschuss, Graph: Adam Posen, May 2010

Wem gibt aber Posen die Schuld für die japanische Spekulationsblase? (a) Nicht-monetäre inländische Faktoren, (b) unrealistische Erwartungen der Anleger und (c) v.a. die Deregulierung des Finanzsektors.

Posen hält ferner fest, dass die Tatsache, wie einige Schwellenländer heute besorgt sind, dass übermässige Kapitalzuflüsse im Inland eine Vermögenswertblase hervorbringen werde, die relative Machtlosigkeit der Geldpolitik in offenen Volkswirtschaften zeige, um Kursschwankungen von Vermögenswerten auszugleichen. Er spricht in diesem Zusammenhang die andere Problematik an, dass Schwellenländer angesichts der unangemessen Geldpolitik der Überschussländer unter Deflationsdruck geraten, wenn sie v.a. eine Aufwertung ihrer Landeswährung zulassen würden. Deshalb führen einige Schwellenländer jetzt Kapitalverkehrskontrollen ein und greifen in den Devisenmarkt ein. Posen glaubt aber, dass die Zentralbanken in den Schwellenländern zu schlau sind, um Quacksalberprodukten wie „Zinsen erhöhen, um die Blase zum Platzen zu bringen“, zu folgen. „Wenn nicht, dann werden wir bald sehen, wie eine Erhebung der Zinsen in einer offenen Volkswirtschaft Blasen anheizen, indem sie für mehr Kapitalzuflüsse sorgt, als die Blase zum Knallen zu bringen“, fasst Posen zusamman.

Fazit: Posen plädiert dafür, dass die Überschussländer (1) die Geldpolitik einsetzen sollen, um die Binnennachfrage anzukurbeln, und (2) zulassen sollen, ihre Währung aufwerten zu lassen, um die Inflation zu lähmen.

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