Mittwoch, 13. Oktober 2010

Lehren, die wir aus der Finanzkrise nicht gelernt haben

Eine schwere Krise bietet trotz ihrer schlechten Seiten eine Chance, wichtige Lektionen zu lernen. Die Chance verschwindet aber, wenn die Lektion verpasst wird, oder noch schlimmer, wenn man daraus die falschen Schlüsse zieht, schreibt Mark Thoma in einem lesenswerten Essay („Missing the Teachable Moments from the Economic“) in The Fiscal Times: (1) Die erste und wichtigste ist, dass unregulierte Märkte (free markets) nicht unbedingt zu optimalen Ergebnissen führen. Freie Märkte können monopolisiert werden. Sie verhängen externe Effekte auf die Gesellschaft. Sie verwerten asymmetrische Informationen, sie betrügen Verbraucher, sie erzeugen unsichere, aber höchst profitable Arbeitsbedingungen u.s.w., erklärt Thoma. Nichts garantiert, dass diese Probleme aus eigenen Stücken verschwinden. Es sind Gesetze, Regulierungen und soziale Normen notwendig, um die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen, damit die Märkte unseren Bedürfnissen dienen, hält der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor fest.

Der falsche Glaube, dass freie Märkte sich immer magisch in ideale wettbewerbsfähige Märkte verwandeln, war eines der Probleme, die zu Finanzkrise geführt hat. (2) Die zweitwichtigste Lektion, die wir nicht gelernt haben, hat mit der Fiskal-Politik zu tun. Viele Menschen haben behauptet, dass die Fiskal-Politik nicht funktioniert. Die Erfahrung haben gezeigt, dass das falsch ist. Das Konjunkturpaket war zu klein, zu spät, nicht zielgerichtet und zu stark auf Steuersenkungen gerichtet, erläutert Thoma. Darüber hinaus war die Stimulanz durch Kürzungen auf landes- und lokaler Ebene wettgemacht, sodass die Netto-Stimulierung in nahe Null mündete. Fiskal-Politik ist ein wichtiges Instrument zur Bekämpfung der Rezessionen und der falsche Schluss, dass sie nicht funktioniert, kann teuer zu stehen kommen, fürs nächste Mal, wenn eine Krise einschlägt, fasst Thoma zusammen. (3) Die drittwichtigste Lektion betrifft die staatlichen Rettungsaktionen (financial bail-out). Während das Finanzsystem am Rande des Zusammenbruchs taumelte, gab es keine andere Wahl, als systemrelevante Banken, die in Schwierigkeit gerieten, zu retten. Allerdings hat die Art und Weise, wie die Rettungsaktionen durchgeführt wurden, eine öffentliche Gegenreaktion ausgelöst, beschreibt Thoma. Das Problem ist, dass diejenigen, die die Krise ausgelöst und von der Immobilienblase viel profitiert haben, aufgrund der staatlichen Rettung der TBTF-Finanzunternehmen, belohnt wurden, hebt Thoma hervor. Die Regulierungsbehörden, die in Rettungsaktionen einbezogen wurden, behaupteten, dass sie wegen der fehlenden Kompetenz zur Abwicklung keine Wahl hatten, die Anteilseigner zu zwingen, für die Verluste aufzukommen. Nun will das Dodd-Frank Gesetz versuchen, das zu beheben. Die Auflösungsbehörde ist nun verfügbar und sie soll kostspielige Rettungsaktionen zu vermeiden helfen. Es gibt aber erhebliche Zweifel, ob sie in einer echten Krise funktionieren wird. Wenn nicht, dann sind Massnahmen durch den Kongress erforderlich, um einen finanziellen Zusammenbruch abzuwehren.

Fazit: Die übergreifende Lehre daraus ist, dass es nicht der beste Weg ist, den Staat aus dem Weg zu schaffen, fasst Thoma zusammen. Die Krise sollte uns gelehrt haben, dass der Staat eine wichtige Rolle bei der Verhinderung der Probleme, die in einer Volkswirtschaft häufig auftreten, spielt.

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