Der Hintergrund der Weltwirtschaftskrise ist ein längerer Zeitraum steigender Verschuldung. Die Schulden eines Menschen ist immer die Vermögen eines anderen. Der Anstieg der Schulden macht also die Welt als Ganzes weder reicher noch ärmer, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog. Die Kreditnehmer sind jedoch zunehmend verschuldet verblieben. Dann kam es zum „Minsky Moment“. Plötzlich waren die Investoren nicht mehr bereit, Kreditlinien der stark fremdfinanzierten Spieler zu erneuern, geschweige denn zu verlängern. Diese Spieler sind auf diese Weise gezwungen, die Schulden abzubauen“, erklärt der Nobelpreisträger weiter. Der Prozess des Schuldenabbau folgt jedoch zwei Regeln: (1) Diejenigen, die Schulden zurückzahlen, müssen das so tun, indem sie weniger als ihr Einkommen ausgeben, (2) für die Welt als Ganzes gilt, dass Ausgaben gleich Einkommen sind, und daraus folgt, dass (3) diejenigen, die nicht gezwungen sind, Schulden zurückzuzahlen, mehr ausgeben müssen als ihr Einkommen, so Krugman.
Aber hier das Problem: Es gibt keinen guten Mechanismus, um diejenigen, die mehr ausgeben können, dazu zu veranlassen, so zu tun. Niedrige Zinssätze ermutigen, Geld auszugeben, aber angesichts der Grösse des Schuldenstands sind nicht einmal die Zinsen nahe Null Grenze niedrig genug, erläutert der NYT -Kolumnist. „Da die Weltwirtschaft die Brücke nicht aufbringen kann, senkt sie das Wasser: ohne ausreichende Ausgaben derjenigen, die es können, ist der einzige Weg, die buchhalterischen Identitäten einzuhalten, das Einkommen sinken zu lassen“, legt der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor dar.
„Insbesondere müssen die Einkommen derjenigen, die nicht durch Schulden eingeschränkt sind, so zurückgehen, damit eine ausreichend grosse Lücke zwischen ihren (unveränderten) Ausgaben und Einkommen die erzwungenen Ersparnisse der Schuldner auszugleichen“, hält Krugman fest. Der Mechanismus hier ist natürlich eine umfassende globale Krise, sodass Schuldner gedrückt und gezwungen werden, die Ausgaben noch schmerzhafter zu kürzen. „Um das alles zu vermeiden, brauchen wir eine Politik, welche zu mehr Ausgaben anregt. Konjunkturpakete seitens finanziell starken Regierungen würden es tun. Die mengenmässige Lockerung (QE: quantitative easing) würde helfen, so Krugman. Aber nur in dem Ausmass, dass es finanziell solide Wirtschaftssubjekte zu mehr Ausgaben ermutigt.
"Ein wenig unklar ist, was der Prozess hier sein sollte“, bemerkt Krugman. „Und ein weit verbreiteter Schuldenerlass (oder Wegblasen eines Teils der Schulden) würde das Problem lösen“, fügt er hinzu. „Aber was wir tatsächlich haben, ist ein Klima, in dem es für sinnvoll erachtet wird, von jedermann fiskalische Sparmassnahmen zu verlangen, sowie unkonventionelle geldpolitische Massnahmen als unsolide zurückzuweisen, und jede Hilfe für Schuldner als moralisch verwerflich zu verurteilen“, beschreibt Krugman weiter. „Wir sind in einer Welt, in der ernsthafte Menschen (Very Serious People) verlangen, dass die Schuldner weniger Geld ausgeben als ihre Einkommen und sonst niemand mehr ausgibt als Einkommen“, fasst er zusammen.
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