Donnerstag, 14. Oktober 2010

Staatskonsum: Expandiert der Staatssektor oder nicht?

Menzie Chinn befasst sich in seinem Blog (Econbrowserweiter mit dem Staatssektor. Anhand von vier Abbildungen fasst er zusammen, dass (1) die Staatsausgaben heute nicht viel höher sind als im Jahre 1986, (2) der staatliche Verbrauch im Vergleich zum BIP auf das Niveau von 1991 zurückgekehrt ist, nicht auf das Niveau von 1987, (3) das konjunkturbereinigte Haushaltsdefizit nur 2% grösser als das von 1987 und (4) der Staatskonsum weit unter dem bisherigen Höchststand von 2007 bleibt.

Eines der Themen, die Prof. Chinn hervorhebt, ist die Endogenität des Haushaltssaldos und insbesondere Transferzahlungen und steuerliche Aspekte. Das zeigt er anhand der ersten Abbildung, wobei die Transferleistungen durch das nominale und das potenzielle BIP normalisiert werden.


Staatsausgaben im Vergleich zum nominalen und zum potenziellen BIP, Graph: Prof. Menzie Chinn

Chinn verweist darauf, dass staatliche Transferleistungen als Anteil am BIP besonders hoch erscheinen. Grund: Der Zusammenbruch des BIP während der Rezession, die im IV. Quartal 2007 begonnen hat. Die Normalisierung durch das potenzielle BIP verdeutlicht jedoch die Tatsache, dass, während das Verhältnis den höchsten Wert seit 43 Jahren aufweist, es nur geringfüfig höher ist als Mitte der 1980er Jahren während der Reagan-Regierung.

Wie sieht es mit dem allgemeinen Haushaltssaldo aus? Das lässt sich überprüfen, wenn das Haushaltssaldo durch das nominale BIP und das zyklisch-bereinigte Haushaltssaldo (was den finanzpolitischen Kurs besser erfasst) durch das potenzielle BIP geteilt wird, erklärt Chinn.


Haushaltssaldo im Vergleich zum potenziellen und zum nominalen BIP, Graph: Prof. Menzie Chinn

Fazit: Es ist wahr, dass die Rolle des Staates in Sachen Ausgaben und Transferleistungen vor dem Hintergrund des massiven Rückgangs der Produktion ab dem IV. Quartal 2008 gestiegen ist. Aber manche der Entwicklungen in verschiedenen Indikatoren werden durch die grosse Output-Gap (Produktionslücke) verzerrt, fasst Chinn zusammen. Das entspricht auch  Paul Krugmans Ansicht.


Staatsausgaben in % des BIP, Graph: Prof. Paul Krugman

Krugman bemerkt, dass manche Leser darauf hinweisen, dass die Staatsausgaben in Prozent des BIP angestiegen sind. Wenn man aber die reinen Zahlen in Sachen Staatsausgaben (d.h. geteilt durch das BIP) betrachtet, dann sieht man, dass die Ausgaben nicht massiv gestiegen sind. Sie sind seit der Lehman-Pleite weniger stark gewachsen als in den beiden Jahren davor, obwohl die Ausgaben für die Arbeitslosenunterstützung stark zugelegt haben. Der Punkt ist, dass das BIP-Wachstum eingebrochen ist. Fraktionen haben Nenner. Die Schulden-Quote ist nämlich ein Bruch (Netto-Schulden/BIP), der reduziert werden kann, indem man entweder den Zähler reduziert oder den Nenner erhöht.


Staatsausgaben in Milliarden US-Dollar, Graph: Prof. Paul Krugman



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