Dienstag, 5. Oktober 2010

Chaos am Devisenmarkt: Droht ein weltweiter Abwertungswettlauf?

Das Repräsentantenhaus hat vergangene Woche ein Gesetz verabschiedet, um chinesische Exporteure zu bestrafen. China weist seit Jahren einen hohen Überschuss in der Leistungsbilanz auf. Die Sparquote ist hoch. Der Binnenkonsum ist schwach. Die Landeswährung gilt als unterbewertet. Was passiert aber, wenn die chinesische Führung trotz des internationalen Drucks den Renminbi nicht aufwerten lässt? Die japanische Notenbank (BoJ) greift in den Devisenmarkt ein, um einen Anstieg des Yen zu unterbinden. Die EU wird allmählich wegen Chinas Währungspolitik ungeduldig. Wie gross ist aber die Gefahr eines globalen Abwertungswettlaufs? Es gibt eine Reihe von Kommentatoren, die darauf hindeuten, dass die gegenseitigen Versuche der grossen Volkswirtschaften, ihre Währungen abzuwerten, im Augenblick sehr hilfreich sein könnten. „Die Anschauung scheint klar: Länder drucken Geld und es gibt sogar ein historisches Argument von Barry Eichengreen, dass der Abwertungswettlauf in den 1930er Jahren eigentlich ganz hilfreich gewesen sei“, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog. „Dieses Argument zählt aber nicht“, erklärt der Nobelpreisträger, „zumindest nicht so, wie es formuliert wird“.


USD / CNY, Wechselkurs, Graph: finance.yahoo.com


Die Hypothese von Währungskrieg ist so, dass es keinen Schaden richtet, wenn die Fed Euros und die EZB US-Dollars kaufen. Aber es würde wahrscheinlich auch nicht helfen, erklärt Krugman. Warum? In den 1930er Jahren hat der Abwertungswettlauf etwas ausgemacht, weil eine Reihe von Ländern noch unter dem Goldstandard standen, und sie konnten ihre Zinsen deutlich über der Null-Marke halten, indem sie versucht haben, ihre Goldreserven zu bewahren, beschreibt Krugman. Die Abwertung hat die Restriktionen gelockert, indem sie das Gold in inländischer Währung aufwertete und daher expansiv wirkte. Heute gibt es nichts dergleichen und die Zinsen sind ziemlich auf Null. In diesem Fall ist es schwer, zu sehen, was die gegenseitigen Interventionen erreichen sollen, erläutert Krugman. Angenommen kauft die Fed ein paar Euros und die EZB US-Dollars. Nehmen wir ferner an, dass die Zentralbanken das Übliche tun und neue erworbene Devisen in kurzfristigen Staatspapieren (US-Treasury Bonds) halten. Der Netto-Effekt ist so, als ob jede Zentralbank eine herkömmliche Offenmarktoperation mit T-Bills geführt hätte. Die Literatur über „Liquiditätsfalle“ lehrt, dass solche herkömmliche Offenmarktgeschäfte keine Wirkung haben.

Es wird lediglich ein Vermögesnwert mit Null-Zins, Geldbasis, für einen anderen Vermögenswert, kurzfristige Staatspapiere getauscht. Die Währungsintervention bringt nichts, erklärt Krugman. Es wäre anders, wenn die Zentralbanken langfristige Vermögenswerte („quantitative easing“) kaufen würden. Krugman glaubt aber nicht, dass die Zentralbanken, die ungern inländische langfristige Papiere kaufen, eher bereit sein würden, ausländische langfristige Papiere zu kaufen.

Fazit: Eine Welle der gegenseitigen Währungskäufe wäre nicht nur harmlos, sondern auch sinnlos, fasst Krugman zusammen.


Keine Kommentare: