Eine Ausdehnung der Geldmenge kann keine weitere Zinssenkung bewirken, weil die Zinsen bereits bei nahe Null liegen. Die Unternehmen investieren nicht, weil sie ihre Zukunftserwartungen als düster betrachten. Haushalte wollen mehr sparen, weil sie mit einem lang anhaltenden Preis- und Lohnrückgang rechnen. Das zusätzliche Geld wird daher liquide gehalten. So lässt sich die Liquiditätsfalle in einer vereinfachten Form darstellen. In einer Liquiditätsfalle versagt die klassische Geldpolitik. Nur durch eine expansive Fiskalpolitik kann die Situation verbessert werden. Erforderlich sind zudem unkonventionelle Mittel („quantitative easing“), um die Rezession zu bekämpfen. Nach Keynes bestimmt nämlich nicht das Angebot die Nachfrage, sondern die Nachfrage bestimmt das Angebot. Paul Krugman geht in seiner heutigen Kolumne in The New York Times auf dieses Thema ein, und rät, gegenwärtig Kurs zu behalten, trotz allen Unkenrufen aus allen Ecken und Enden der Wirtschaft und Politik, dass ein massiver Anstieg der Inflation androhe und die Notenbanken sowie Regierungen die lockere Geldpolitik und die Konjunkturprogramme rückgängig machen sollten.
Krugman nennt drei Praxisbeispiele für die Liquidititätsfalle:
(1) USA in den 1930er Jahren: Die US-Wirtschaft ist zwischen 1933 und 1937 dank der „New Deal“-Politik kräftig gewachsen. Aber die Arbeitslosigkeit stieg weiter. Führende Persönlichkeiten des Wirtschaftslebens machten sich dennoch Sorgen über die Inflation, weil sie dachten, dass die Depression endgültig vorbei ist. Während die Fed die Geldpolitik energisch straffte, versuchte die FDR-Administration das Haushaltsbudget wieder ins Lot zu bringen. Die Wirtschaft brach folglich zusammen und die Wiederherstellung der Vollbeschäftigung liess bis Ende des zweiten Weltkriegs auf sich warten.
(2) Japan in den 1990er Jahren: Nach einem Jahrzehnt Abschwung erfuhr Japan eine partielle Erholung. Die Wirtschaft wuchs um fast 3% im Jahre 1996. Die japanische Führung hat dann das Augenmerk auf das Haushaltsdefizit gerichtet und angefangen, die Steuern zu erhöhen und die Staatsausgaben zu kürzen. Die Wirtschaft gleitete aber folglich erneut in die Rezesion ab.
(3) USA heute: Zunehmende Inflationssorgen belasten derzeit Fed’s Arbeit. Republikaner, Arthur Laffer, John Taylor usw. befürchten eine vernichtende Inflation als Folge der gegenwärtigen Geldpolitik („credit easing“) der US-Notenbank. Aber auch in Europa, oder man kann sagen, besonders in Europa werden Stimmen laut, dass die Wirtschaft keinen Stimulus braucht. Beispielsweise zählen Niall Ferguson und Angela Merkel (CDU) dazu. Die Bundeskanzlerin hatte sogar die Dreistigkeit, der Fed öffentlich die Leviten zu lesen.
Was ist aber von aktuellen Inflationssorgen zu halten? Die monetäre Basis ist zwar gestiegen, aber die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes hat sich um das Ausmass verringert. Ein Anwachsen der Geldmenge führt nicht automatisch zu Inflation, wenn die Wirtschaft sich in einer Liquiditätsfalle befindet, hält Krugman fest. Die monetäre Basis hat sich in den USA zwischen 1929 und 1939 verdoppelt. Die Preise sind um 19% gefallen. Die Geldmenge Japans legte zwischen 1997 und 2003 um 85% zu. Die Deflation hält dort nach wie vor an. Wie steht mit der steigenden Staatsverschuldung? Hätte die Regierung die Ausgaben nicht erhöht, wäre die Wirtschaft heute in eine Depression geraten. Geht in einer Volkswirtschaft die Schuldenaufnahme durch die privaten Haushalte und Unternehmen zurück, steigt die Kreditaufnahme des Staates. In der Summe hat sich das Kreditvolumen in der Wirtschaft aber nicht erhöht. Der Anstieg der Renditen am langen Ende der Zinskurve ist auf das zunehmende Vertrauen der Investoren zurückzuführen, dass die Depressionsgefahr in zwischen gebannt ist.
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