Mittwoch, 6. Januar 2010

Eurozone in Krise

Was wäre während der Finanzkrise passiert, wenn es den Euro nicht gegeben hätte? Die Frage stellt Martin Wolf in einem lesenswerten Essay in FT von heute. Die Antwort liegt auf der Hand: Die Währungen von Griechenland, Irland, Italien, Portugal und Spanien hätten gegen die (alte) DM stark an Wert verloren, fügt Wolf hinzu. Das ist aber ein Ergebnis, das die Schöpfer von Euro auf jeden Fall verhindern wollen. Wenn aber der Wechselkurs nicht angepasst werden kann, muss etwas anders passieren. Mit „etwas anders“ sind die Volkswirtschaften von peripheren Mitgliedsstaaten der Euro-Zone gemeint. Diese stecken aber in der wettbewerbsfähigen Disinflationspolitik Deutschlands fest, so Wolf. „Und ich wünsche Ihnen Glück“, bemerkt der international beachtete Kolumnist von Financial Times in London.

Die Eurozone ist wichtig. Die Wirtschaft ist fast so gross wie die der USA und dreimal grösser als die von Japan oder China. Insofern hat sie die Reifeprüfung bestanden, hält Wolf fest. Dennoch betrug der Rückfall von der Spitze in die Talsohle in der US-Wirtschaft nur 3,8% (vom II. Quartal 2008 bis zum II. Quartal 2009). In der Eurozone hingegen 5,1% (vom I. Quartal 2008 bis zum II. Quartal 2009). Viel wichtiger als die Gesamtleistung der Eurozone sei, was sich innerhalb der Zone abspielt. Der Ausgangspunkt sei das Muster der Leistungsbilanz (Defizit/Überschuss). Im Jahr 2006 habe sich die Eurozone im Gleichgewicht befunden. Im Inneren ist jedoch Deutschland mit einem riesigen Überschuss von 190 Mrd. $ (6,5% des BIP) aufgefallen. Am entgegengesetzten Ende der Eurozone liegt aber Spanien (Kapitaleinführer) mit einem Defizit von 111 Mrd. $ (9% des BIP). Das Argument, dass das Leistungsbilanzdefizit innerhalb einer Währungsunion keine Rolle spielt, ist falsch, erklärt Wolf. Defizit-Länder sind netto Verkäufer von Forderungen an den Rest der Welt. Was passiert, wenn der Rest der Welt diese Forderungen verkauft und die Kreditvergabe rückgängig macht. Die Antwort ist eine Rezession, erläutert Wolf. Die spanische Regierung könne auf die Beschwerden der spanischen Arbeitslosen nicht mit dem Argument reagieren, dass die Dinge an anderer Stelle der Eurozone nicht so schlecht seien. Sie muss eine nationale Lösung finden. Aber wie? Die betroffenen Länder leiden nun auch unter Debt-Deflation: mit fallenden nominalen Preisen und Löhnen steigt die reale Schuldenlast in Euro. Was droht, ist eine Welle von Zahlungsausfällen, privat und sogar öffentlich, so Wolf.

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