Bleibt Ben Bernanke an der Spitze der US-Notenbank (Fed) oder nicht? Nach der Wahlniederlage der Demokraten in Massachusetts wächst im US-Senat der Widerstand gegen den Fed-Chef. Warum? Die Rolle der Fed bei der Beilegung der Finanzkrise ist umstritten. Bernanke wird v.a. Nachlässigkeit gegenüber undurchsichtigen Finanzgeschäften der Grossbanken vorgeworfen. Simon Johnson erklärt es in The Baseline Scenario so: Bernanke sei ein Pilot, der eine wunderbare Landung abgezogen, aber seine „pre-flight“-Checks nicht gemacht habe. Und er zeige keine Anzeichen eines vorsichtigen Verhaltens in Zukunft. „Danke ihm, wenn du willst, aber warum sollte man mit ihm wieder fliegen?“, so Johnson, der ehem. Chefökonomen beim IWF. Die Unterstützung für Bernanke hängt an einem seidenen Faden. Das Weisse Haus erzählt zwar, dass in den Märkten ein Chaos drohen würde, falls Bernanke im Amt nicht bestätigt werden sollte. „Das stimmt nicht“, hält Johnson fest. Die Gefahr sei die Unsicherheit. Die Märkte befürchten ein längeres politisches Vakuum. Es gebe aber glücklicherweise eine Möglichkeit, so Johnson, dem entgegenzuhalten. Der Präsident soll Bernanke zurückziehen und Paul Krugman als Fed-Chef ernennen.
Paul Krugman ist in der Tat ein Experte für Geldpolitik, wie Johnson hervorhebt. Er hat das klassiche Papier über die Zahlungsbilanzkrisen geschrieben, wofür er den Nobelpreis hätte bekommen können, bemerkt Johnson. Krugman’s Arbeiten über Japan in den 1990er Jahren sind gut bekannt, was die Deflationsgefahr betrifft. Auch Krugman’s Einschätzungen im Hinblick auf die Reaktionen im Herbst 2008 sind aus geldpolitischer Sicht würdigungswert. Wäre Krugman eine populistische Wahl? Nein. Er wäre eine populäre Wahl, erklärt Johnson. Krugman ist der favorisierte Denker vieler Technokraten. Mit Krugman an der Spitze der Fed würde niemand die Unabhängigkeit der Fed in Frage stellen, bemerkt Johnson. Würden die Republikaner dagegen sein? Möglicherweise. Es käme im Senat bestimmt zu einem Streit. Die Idee, Paul Krugman als Fed-Chef zu sehen, ist sicherlich attraktiv. Ob aber Krugman mitmachen würde, bleibt offen.
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