Dienstag, 12. Januar 2010

Chinas Wirtschaftspolitik: Stephen Roach bricht eine Lanze dafür

Es bleibt umstritten, welche Rolle die globalen Ungleichgewichte zur Entstehung der gigantischen Spekulationsblase an den weltweiten Finanzmärkten gespielt haben. Es ist aber nicht zu übersehen, dass, während der übermässige Verbrauch der Amerikaner den einen Eckpfeiler ausmacht, der andere Eckpfleier sicherlich durch die übermässigen Ersparnisse der Chinesen dargestellt wird. Im Sog der anhaltenden Finanzkrise richtet sich das Augenmerk nun intensiver nach der Wirtschaftspolitik Chinas. Im Mittelpunkt steht aber die chinesische Währungspolitik. Gemeint ist die feste Bindung des Yuan-Wechselkurses an den US-Dollar. Die chinesische Führung steht unter starkem Druck, ihre Landeswährung endlich frei schwanken zu lassen. Grund: Der künstlich niedrig gehaltende Kurs des Yuan verbilligt chinesische Ausfuhren, während die Einfuhren dadurch verteuert werden. Die Debatte ist unter dem Stichwort „China-Bashing“ bekannt. Stephen Roach, der sich sich in seinem aktuellen Research-Paper („The Hypocrisy of China Bashing“) damit befasst, hält es für heuchlerisch, China zur Abwertung des Yuan aufzufordern.

Der Chairman, Morgan Stanley Asia argumentiert, dass China sich gerade anschickt, die Wirtschaft fundamental umzustrukturieren, anstatt sich des Lösungesweges „Wechselkurs“, wie dieser vom Westen gedrängt wird, anzunehmen. China hat es aber sehr deutlich gemacht, dass es die Stabilität von Yuan als entscheidend für die Stabilität seines embryonalen Finanzsystems erachtet, so Roach. Es sei daher schwer, dem mit Logik entgegenzuhalten, zumal China eine alternative Lösungsstrategie biete, die Wirtschaft umzustrukturieren und den Leistungsbilanzüberschuss abzubauen. Natürlich werde China weiterhin mit den Folgen seiner Währungspolitik konfrontiert, nämlich mit dem destabilisierenden Anstieg seiner Fremdwährungsreserven. China habe die Wahl getroffen. Der angeschlagene Weg habe sich als sehr geschickt erwiesen. Die Welt bleibe dennoch auf die „Währungsreaktion“ fixiert. Dabei liege eine gewisse Ironie darin, dass die Anpassungen mittels Wechselkurse im Hinblick auf die Bewältigung der globalen Ungleichgewichte in den vergangenen 20 Jahren eine schlechte Bilanz liefern, erklärt Roach. Dazu zählt er (1) die Erfahrungen der Japaner, die in den späten 1980er Jahren gezwungen waren, Yen aufwerten zu lassen, was später eine wichtige Rolle bei der Entstehung der übermässigen Liquidität und der Förderung der massiven Spekulationsblase gespielt habe. Japan ist immer noch daran, die Scherben dieser tragischen Entwicklung aufzusammeln, hält Roach fest. (2) verweist Roach auf die Entwicklungsländer Asiens, die in den späten 1990er Jahren gefordert waren, ihre Währungen massiv abzuwerten. Die Folge war eine schwere Rezession, mit einer einzigen Ausnahme: China. Weil Peking der Forderungzur Währungsabwertung nicht folgte. China sehe die anhaltenden Finanzkrise und die Rezession als einen unverwechselbaren Weck-Ruf, die Antriebskräfte des BIP-Wachstums weg von externen hin zu den internen Märkten zu verschieben. Das heisst, dass das Wirtschaftswachstum weniger vom Exportgeschäft und mehr vom Binnenkonsum gesteuert werden soll. Das werde China im nächsten (12.) 5-Jahresplan deutlich konkreter präsentieren, ist Roach überzeugt. Anpassungen über Wechselkurse seien sehr umständliche Wege, die globalen Ungleichgewichte abzubauen, schlussfolgert Roach. Kurzum seien strukturelle Veränderungen viel wichtiger als Wechselkursanpassungen.

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