Dienstag, 19. Januar 2010

Contingent Capital: Neue Version – Regulatory Hybrid Securities

Robert Shiller will der Instabilität im Bankensystem mit einer kreativen Anwendung der Finanztheorie entgegenhalten. Um dieses Ziel zu erreichen, muss die Finanztechnologie verbessert werden, schreibt Prof. Shiller in einem Essay in Project Syndicate. Eine schwere Finanzkrise führt bekanntlich unmittelbar zu einem Kapitalengpass. Die Banken haben dabei grosse Mühe, Kapital aufzubringen. Die damit zusammenhängende restriktive Kreditvergabe löst eine Abwärtsspirale aus. Eine Gruppe von Wissenschaftlern, die sich „Squam Lake Working Group“ bezeichnet, habe laut Shiller einen technischen Vorschlag zur Bewältigung der aktuellen Wirtschaftskrise unterbreitet. Die Gruppe bezeichnet ihre Version von Contingent Capital als „regulatory hybrid securities“ (regulatorische Hybrid-Wertpapiere). Die Idee ist einfach, erklärt Shiller: „Auf Banken soll Druck ausgeübt werden, eine neue Art von Fremdkapital aufzunehmen, das sich automatisch in Eigenkapital verwandelt, sobald die Regulierungsbehörden das Vorliegen einer systemischen nationalen Finanzkrise feststellen“.

In normalen Zeiten geniessen regulatorische Hybrid-Papiere alle Vorteile von Fremdkapital, erläutert Shiller. In schlechten Zeiten aber erhöht sich das Bankkapital duch die Umwandlung von Fremd- zu Eigenkapital automatisch, so Professor für Wirtschaft an der Yale University. In dem Vorschlag wird auch die spezielle Rolle des Staats definiert. Vor allem, wenn es darum geht, die Ausgabe von Hybrid-Wertschriften durch die Banken zu fördern. Es muss irgendeine Art von Strafe vorgesehen werden, hält Shiller fest, damit die Banken diese Papiere ausgeben. Regulatorische Hybrid-Papiere würden nämlich die Kapitalkosten für Banken erhöhen. Shiller ist von der Idee begeistert. Er ist schliesslich bekannt für seinen Hang für Finanzinnovationen. Die Frage ist nur, (a) wie der Druck auf Banken zur Ausgabe von Hybrid-Papieren ausgeübt werden kann und mit welchen Mitteln? (b) Die Regulierungsbehörden sind dabei vollkommen überfordert, überhaupt festzustellen, wann eine Spekulationsblase vorliegt, geschweige denn eine systemische Finanzkrise (c) der Vorschlag zielt an der Kernproblematik vorbei.

Wenn es einen gemeinsamen Grundstein für die Krisen (Schulden-, Banken-, Währungskrise usw.) gibt, dann ist dieser eine exzessive Schuldenanhäufung, unabhängig davon, ob von Staaten, Banken, Unternehmen oder Konsumenten, wie Reinhart und Rogoff in ihrem hervorragenden Buch „This Time is Different“ überzeugend aufzeigen. Wo also massiv dereguliert wird, entstehen mittels übermässige Schuldenaufnahme Spekulationsblasen und das führt zu Finanzkrisen. Der Vorschlag der „Squam Lake Working Group“ ist daher nicht mehr als eine Augenwischerei: Eine Art intellektuelles Sandkastenspiel.

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