Paul de Grauwe schreibt in einem lesenswerten Essay in FT von heute, was uns die Grosse Depression aus den 1930er Jahren lehrt: (1) Die Zentralbanken müssen bereit sein, dem Markt reichlich Liquidität zu pumpen, um das Bankensystem zu retten. (2) Die Staaten sollen nicht versuchen, das Budget ins Gleichgewicht zu bringen, während die Wirtschaftsaktivität zusammenbricht und (3) Währungen und Wechselkurse: Das sei im Gegensatz zu (1) und (2) ein Gebiet, wo die Behörden heute dieselben Fehler machen wie von damals, bemerkt de Grauwe, Professor für Wirtschaft an der Universität von Leuven. Er verweist darauf, dass eine Reihe von europäischen Ländern (wie Frankreich, Italien, Belgien, Niederlande und die Schweiz) während der 1930er Jahren ihre Währungen jeweils an das Gold gekoppelt gehalten haben. Nachdem Grossbritannien und die USA sich vom Goldstandard losgesagt und damit ihre Währungen abgewertet hatten, fanden die sog. Gold-Block-Länder ihre Währungen massiv überbewertet. Die Folge war eine depressive Wirkung auf ihre Ausfuhren, was schliesslich in einer Verlängerung der Depression in diesen Ländern mündete, hält de Grauwe fest.
Es sei bemerkenswert, zu sehen, wie die gleichen Fehler heute wiederholt werden. Es seien diesmal erneut kontinental westeuropäische Länder (in der Euro-Zone), wo der Euro stark überbewertet sei. Die USA und Grossbritannien haben ihre Währungen abgewertet, erklärt de Grauwe. Warum wiederholen aber die Länder der Euro-Zone die gleiche Politik von damals? Die Antwort liege in der ökonomischen Orthodoxie, so de Grauwe. In den 1930er Jahren war die Orthodoxie vom Goldstandard inspiriert. Heute vertrete die EZB die Einschätzung, dass der Devisenmarkt über die Höhe der Wechselkurse entscheiden soll, nicht die Zentralbank. Der Preis sei aber eine langsame und sich hinziehende Erholung der Wirtschaft, was auch die Bewältigung der internen Ungleichgewichte innerhalb der Euro-Zone zwischen den Überschuss- und Defizit-Ländern erschweren werde, so de Grauwe.
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