Samstag, 9. Januar 2010

Philipp Hildebrand: Der neue SNB-Präsident

Der neue Notenbank-Präsident der Schweiz heisst Philipp Hildebrand. Er ist für den Job ohne Zweifel bestens qualifiziert. Dennoch erntet er nicht überall Lob. Vor allem bei den Grossbanken ist er nicht gerade beliebt. Warum? Weil er von jetzt an den Grossbanken strenger auf die Finger schauen wird. Hildebrand hat sich längst des Klumpenrisiko Grossbanken angenommen. Die Schweizer Wirtschaft ist im internationalen Vergleich relativ stark vom Bankensektor geprägt. Die Dominaz der Credit Suisse und der UBS ist unübersehbar. Ende 2008 belief sich die Summe aller Aktiven des Bankensektors insgesamt auf 4'361 Mrd. CHF. Das bedeutet das 8fache des jährlichen BIP der Schweiz. Unter den G10-Ländern ist es das grösste Verhältnis. An zweiter bzw. dritter Stelle kommen Belgien und Niederlande.


Struktur des Schweizer Bankensektors, Graph: SNB, Bericht zur Finanzstabilität 2009

Hildebrand will auf alle Fälle verhindern, dass Gewinne privatisiert und die Verluste von der Allgemeinheit getragen werden. Er fordert (1) eine Stärkung der Eigenmittelvorschriften für die Grossbanken. Im Mittelpunkt steht eine Beschränkung des Verschuldungsgrads der Banken (leverage ratio). In guten Zeiten sollen die Eigenmittel mind. 5% der Bilanzsumme ausmachen. Das Eigenkapital muss also seine wichtige Pufferfunktion voll entfalten können. (2) besteht Hildebrand auf robustere Liquiditätsregulierung für die Grossbanken. Die neuen Vorschriften werden auch ausserbilanzielle Transaktionen berücksichtigen. (3) strebt Hildebrand einen Ausbau des Einlegerschutzes an.

Der SNB-Präsident will das Finanzsystem so weit bringen, dass es zu einem nachhaltigen Wirtschaftswachstum beiträgt. Zur Erreichung dieser Ziele geht Hildebrand von zwei Ansätzen aus: Auf der einen Seite stehen präventive Massnahmen (höhere Kapital- und Liquiditätsanforderungen). Auf der anderen Seite stehen Massnahmen, die zur Reduktion der Kosten beitragen, wenn sie einmal auftreten.

Hildebrand ist der Überzeugung, dass ein Finanzinstitut (auch ein grosses) muss scheitern können, ohne dass das Finanzsystem oder die Realwirtschaft existenziell bedroht werden. Die Tatsache, dass sog. systemrelevante Banken über eine faktische Staatsgarantie verfügen, wird vom SNB-Präsidenten ohne wenn und aber als Problem anerkannt. Was die „TBTF“-Problematik betrifft, sind in der Schweiz laut Hildebrand eventuell Massnahmen notwendig, die über einen internationalen Standard hinausgehen. Da ist die SNB aber auf die Unterstützung der Politik angewiesen. Das ist deshalb ein grosses Fragezeichen. Wenn es aber nicht gelingt, das Finanzsystem grundlegend zu reformieren, ist zu befürchten, so Hildebrand, dass „eine künftige Krise noch grösseren Ausmasses eine solch starke protektionistische und regulatorische Gegenreaktion auslöst, dass sogar das marktwirschaftliche System Schaden nimmt“.


Grösse des Bankensektors, Graph: SNB, Bericht zur Finanzstabilität 2009

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