Es ist dem hochverschuldeten Griechenland heute gelungen, eine 5-jährige Anleihe (Laufzeit bis August 2015) zu platzieren. Die Verzinsung (350 Basispunkte über MidSwaps) entspricht ca. 6,2% im Jahr. Die Emission im Volumen von 8 Mrd. € war mehrfach überzeichnet. Über mehrere Hundert institutionelle Anleger gaben Gebote in Höhe von rund 25 Mrd. € ab. Darauf hin kam es im Markt zu Erleichterung. Die Angst vor einer Staatspleite Griechenlands legte sich etwas. Europäische, aber v.a. griechische Banken werden sich jetzt vor Freude die Hände reiben. Denn sie können bei der EZB zu 1,0% Geld ausleihen, um es in neue griechische Staatsanleihen mit einer Verzinsung von 6,2% anzulegen. Die Differenz streichen sie als Gewinn ein. Die Frage, die sich die Banken dabei stellen (müssen), lautet, wie gross das Risiko ist, dass Griechenland in den nächsten 5 Jahren ausfällt („default“)?
Greek spreads over German, Graph: Bloomberg.com
Die Risikoprämien der Credit Default Swaps (CDS) auf griechische Staatsanleihen sind von 350 Basispunkten in der vergangenen Woche auf 329 Basispunkte gesunken. Es handelt sich dabei um die Risikoaufschläge für 5jährige Kontrakte. Das heisst, dass Investoren 3,29% der Summe, die sie absichern wollen, als Versicherungssumme zahlen müssen. Anleger haben also 329’000 Euro zu zahlen, um griechische Staatsanleihen im Wert von 10 Mio. Euro für fünf Jahre gegen den Ausfall zu versichern. Es gibt aber eine zweite Möglichkeit, sich abzusichern. Die Banken könnten die langjährigen Staatsanleihen Griechenlands „shorten“ (leer verkaufen). Das heisst, long für 5-jährige, short für 10-jährige Staatspapiere. Mühselig ist dabei, zu wiederholen, dass die Volkswirtschaftslehre (v.a. „the efficient-markets hypothesis“) eine Mitschuld an der Finanzkrise trägt, wie Prof. Joseph Stiglitz hervorhebt. Das neoklassische Wirtschaftsmodell hat nämlich nicht nur die intellektuelle Basis für den dogmatischen Deregulierungsprozess gelegt, sondern auch dafür gesorgt, dass die sog. systemrelevanten Banken über eine faktische Staatsgarantie verfügen. Wovor sollen also Banken Angst haben, griechische Staatsanleihen zu kaufen? Denn sie können mit Vertrauen darauf ("moral hazard"), vom Staat gerettet zu werden ("bailout"), weiterhin riskante Wetten abschliessen. Damit wäre eigentlich eine Tragödie dem Theater der griechischen Antike nach perfekt. Der teleologischen Auslegung des Wortes „Tragödie“ zufolge wird Griechenland in der Tat „schuldlos schuldig“. Denn es sind die grossen Volkswirtschaften, die mit ihrer Lohn- und Währungspolitik Länder zur Finanz- und Wirtschaftskrise erheblich beigetragen haben.
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