Montag, 25. Januar 2010

Bernanke-Dilemma: Should I stay or should I go?

Die US-Notenbank (Fed) hat bei der Rettung der Grossbanken und der Boni-Banker zweifelsohne eine entscheidende Rolle gespielt. Während die hochbezahlten Wall Street-Leute staatlich gestützt wurden, wurde die Mittelschicht ihrem Schicksal überlassen. Die Arbeitslosigkeit kletterte über 10%. Der wachsende Zorn der Öffentlichkeit ist daher verständlich. Nach der jüngsten Wahlniederlage der Demokraten in Massachusetts haben die Senatoren begonnen, die Bestätigung von Ben Bernanke an der Spitze der Fed in Frage zu stellen. Simon Johnson hat kürzlich Paul Krugman als Fed-Chef vorgeschlagen. Krugman bezeichnet jedoch die Idee in seinem Blog als „wahnsinnig“. Heute schreibt er in seiner Kolumne in NYT, dass er Bernanke’s Arbeit bewundere, sowohl seine Expertise als Ökonom als auch seine Reaktion auf die Finanzkrise. Krugman lässt die Gelegenheit nicht aus, darauf hinzuweisen, dass er von Bernanke an die Universität Princeton geholt worden ist, bevor dieser zum Fed-Chef ernannt wurde.

Krugman ist für die Bestätigung der zweiten Amtszeit von Bernanke. Aber nur aus einem praktischen Grund, weil die Zurückweisung die Arbeit von Fed verschlimmern würde, anstatt zu verbessern. Bernanke sei ein hervorragender Forschungs-Ökonom. Vom Frühjahr 2008 bis Frühjahr 2009 habe sein wissenschaftliches Know-how und seine politische Rolle hervorragend zusammengespasst, um mit unorthodoxen Mitteln das Aufkommen einer zweiten Grossen Depression zu unterbinden. Das sei aber nicht die ganze Geschichte. Vor der Krise sei Bernanke ein herkömmlicher Mainsstream-Fed-Mitarbeiter gewesen, indem er die Selbsgefälligkeit der Fed voll mitgetragen habe. Noch schlimmer: Nach dem Ausbruch der Krise sei Bernanke wieder in Richtung Mainstream-Ökonomie abgerutscht. Krugman bedauert sehr, dass Bernanke die Selbstgefälligkeit der Fed vollkommen teile. Zwei Themen bieten sich da als Ansatzpunkt: Finanzreform und Arbeitslosigkeit. Bernanke ist gegen die Errichtung einer Konsumentenschutz-Agentur. Was beabsichtigt aber der Fed-Chef zu tun, um neue Arbeitsplätze zu schaffen? Nichts, schreibt Krugman. Bernanke habe nichts unternommen, was den Abbau von Arbeitslosigkeit betrifft. Er tue so, als ob der Auftrag nach der Rettung der Grossbanken bereits erledigt wäre. Was ist aber geschehen? Bernanke habe angefangen, die Welt durch die Augen der Banken zu betrachten, so wie Tim Geithner, der Finanzminister und Larry Summers, Obama’s Top-Ökonom. Es gibt Krugman’s Einschätzung nach andere Leute mit intellektuellem Gewicht und Köpfchen, wie z.B. Alan Blinder (ehem. Fed Vize-Präsident) und Janet Yellen (Fed San Francisco), die als Fed-Chef in Frage kämen. Jede gute Alternative für diese Position würde laut Krugman zu einem Bluterguss-Kampf im Senat führen. Die Wahl einer schlechten Alternative hätte aber verheerende Folgen für die Wirtschaft. Bernanke ist zwar über die Arbeitslosigkeit weniger besorgt als über die Inflation. Seine Kollegen sind aber noch schlimmer über die Inflation besorgt. Ihn durch jemanden zu ersetzen, der weniger etabliert ist, würde daher die Hand der Inflationsfalken stärken. Und das würde viel mehr Schaden einrichten, was die Beschaffung von neuen Arbeitspläten betrifft, so Krugman schlussfolgernd.

Keine Kommentare: