"Wir würden das Vertrauen der Märkte erschüttern, wenn wir Ben Bernanke als Fed-Chef im Amt nicht bestätigen würden", sagte Tim Geithner, der amerikanische Finanzminister, als ob das Vertrauen im Markt alles bestimmen würde, was wir zu tun und zu lassen haben. Die „Tyrannei des Marktes“, nennt es Paul Krugman. Wenn jemand uns sagt, was wir tun müssen, nicht weil es wert oder richtig ist, sondern weil wir sonst Schaden einrichten würden. Das kann doch nicht sein. Abgesehen davon: Niemand weiss, wie der Markt reagieren würde. Bemerkenswert ist, dass auch Prof. Joseph Stiglitz neulich zudem Thema einwendend Stellung nahm. In einem Interview mit HuffPost sagte er, dass unsere Antwort auf die Krise zum Teil auf einer grundsätzlich mangelhaften Theorie (er meint die „efficient-marktes hypothesis“) beruhte.
Die Theorie sagte, dass wir es mit einem psychologischen Problem zu tun hatten und dass die Wirtschaft auf den richtigen Pfad zurückkehren würde, wenn wir das Vertrauen im Markt wiederherstellen würden. „Natürlich hatten wir ein psychologisches Problem: Die Spekulationsblase“, erklärt Stiglitz. „Wir sind jetzt aber zurück in der Realität“, fügt Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften hinzu. Die klassische Wirtschaftstheorie geht davon aus, dass Vertrauen auf rationalen Erwägungen beruht. Der Mensch treffe Entscheidungen, indem er im Vorfeld alle Informationen rational verarbeite. Vertrauen ist aber mehr als das, wie Keynes mit dem Terminus „Animal Spritis“ überzeugend beschrieben hat. Entscheidungen werden getroffen, weil sie sich richtig „anfühlen“, erklärt Robert Shiller. Es ist daher ein vorgeschobenes Argument, zu behaupten, dass die Ankündigung der „Volcker-Regel“ die Aktienmärkte weltweit auf Talfahrt geschickt hat. Die Aktien sind derzeit nicht günstig. Die Berichtssaison zeigt, dass die Finanzkrise immer noch tiefe Spuren in den Zahlen von Unternehmen hinterlässt. Unklar ist ferner, woher die Gewinne stammen: aus Umsatzanstieg oder aus Kostensenkungen. Es bestehen daher noch grosse Unsicherheiten, weil ein grosser Teil der Wachstumsimpulse durch die diversen Konjunkturprogramme der Staaten getrieben wurde. Offen ist aber, wann sich daraus ein nachhaltiges Wachstum wird herleiten lassen. Wenn die Wirtschaft moderat wächst, müssen Unternehmensgewinne sehr stark zulegen, um die aktuellen Aktienpreise zu rechtfertigen.
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