Die Rede, die Fed-Chef Ben Bernanke am Sonntag in Atlanta gehalten hat, ist auf ein grosses Echo gestossen. „Keine schlechte Rede, und schon gar nicht dumm. Aber defensiv, in die falsche Richtung“ urteilt Paul Krugman in seinem Blog bei NYT. Laut Krugman hätte Bernanke offener über die zweifellosen Misserfolge der Fed reden sollen. Vor allem über Alan Greenspans Verweigerung dessen, was die Warnungen über die Subprime-Kredite betrifft. Top-Experten einschliesslich Bernanke sind gescheitert, die Immobilienblase in Echtzeit zu erkennen, erklärt Krugman. Auch Barry Ritholtz haut in dieselbe Kerbe: „Bernanke versteht die Kreditkrise immer noch nicht“. Bernanke habe zwar die fehlende Regulierung und Aufsicht über das Hypothekenwesen beklagt, aber die ultra-niedrige Zinspolitik von Greenspan verteidigt, so Ritholtz. „Leider scheint mir der Fed-Chef seine Institution und die Entscheide seines unmittelbaren Vorgängers zu verteidigen, anstatt eine ehrliche Einschätzung dessen zu liefern, was falsch gelaufen ist“, hält Ritholtz fest.
Man kann nicht reparieren, was nicht funktioniert, bevor man verstanden hat, was schief gelaufen ist und wie, erläutert Ritholtz. „Ich war kurz davor, Bernankes Wiederwahl zu bejahen, v.a. weil ich nicht so optimistisch bin, dass wir jemanden Besseren finden werden“, schreibt James Kwak in The Baseline Scenario. „Aber jetzt, nachdem ich die Rede gelesen habe, bin ich dagegen, erklärt Kwak. Bernanke habe behauptet, dass er für den Konsumentenschutz ist. Aber er habe gegen die Verbraucher-Agentur (Financial Protection Agency), für die sich jeder, der ernsthaft Konsumentenschutz will, einsetzt, Lobbyarbeit geleistet, ist Kwak enttäuscht. Ferner wendet Kwak ein, dass zu viel über das Thema „systemisches Risk“ gesprochen werde. Das sei ein Aspekt, womit jedermann im allgemeinen einverstanden ist. „Ja, es stimmt, dass das, was in 2008 passiert ist, ein systemisches Risiko war“, so Kwak. Aber es sei ebenso wahr, dass die Regulierungsbehörden bereits über die Macht verfügten, Banken wie Citigroup, BoA, Wachovia, WaMu, Lehman, Bear Stearns und Countrywide zu überwachen, und sie zu zwingen, sich von riskanten Aktivitäten zurückzuziehen. Aber sie haben es nicht getan, klagt Kwak.
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