Während die Gesundheitsreform sich in den USA an die Ziellinie nähert, warnen politische Rechte davor, dass Obamacare die USA in eine Sozialdemokratie europäischer Art wandeln wird. Die Behauptungen werden v.a. im Zusammenhang damit aufgestellt, dass Europas Wirtschaft an Dynamik verloren hat. Paul Krugman nimmt sich heute in seiner Montagskolumne in NYT dieses Themas an. Sein Ziel ist in erster Linie, aufzuzeigen, wie verlogen der von den Konservativen geführte Moralismus ist. Dafür liefert Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften ein paar Beispiele: Es sei wahr, dass die US-Wirtschaft in den vergangenen Jahren schneller als die Europas gewachsen ist. Das reale pro-Kopf BIP sei aber in den USA fast mit derselben Geschwindigkeit gestiegen wie in der EU von 15: 1,95% vs. 1,83%. Auch in Sachen IT habe Europa in vielerlei Hinsicht eingeholt. Die Brandband-Technologie sei beispielsweise in Europa weit verbreitet und viel schneller und billiger als in den USA.
Die europäische Arbeitslosenquote sei i.d.R. höher als die der USA. Im Jahr 2008 seien aber in der EU-15 80% der Erwachsenen im Alter zwischen 25 und 54 beschäftigt gewesen. Das entspreche ungefähr der gleichen Quote wie in den USA. „Europäer arbeiten weniger als wir, egal ob jung oder alt. Ist es aber schlecht?“, so Krugman. Der Punkt sei, dass Europa keine Utopie ist. Wie die USA habe auch Europa Probleme in der Ausseinandersetzung mit der aktuellen Krise, erklärt Krugman. Er klagt, dass viele amerikanische Experten ein anderes Bild davon erzählen, weil sie behaupten, dass Sozialdemokratie europäischen Stils zu einer völligen Katastrophe führe. Die Menschen neigen dazu, zu sehen, was sie sehen wollen. Die europäische Erfahrung zeige aber das Gegenteil: die soziale Gerechtigkeit und Fortschritt können Hand in Hand gehen, schlussfolgert Krugman. In einer Ergänzung in seinem Blog hebt Krugman aber hervor: Europa ist OK, Euro nicht.
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