Die amerikanischen Banken standen gestern vor einer öffentlichen Anhörung (live Übertragung von Bloomberg TV) vor einem Untersuchungsausschuss des US-Kongresses („Financial Crisis Inquiry Commission“, FCIC) zu den Ursachen der Finanzkrise und hohen Vergütungspraktiken. Vernommen wurden Lloyd Blankfein (Goldman Sachs), John Mack (Morgan Stanley), Bryan Moynihan (Bank of America) und Jamie Dimon (JP Morgan Chase). Der Standpunkt der Bank-Manager lässt sich etwa so zusammenfassen: „Viele professionellen Investoren waren vor der Krise hoch verschuldet und sie suchten uns mit der Bitte auf, ihre hohen Risiken zu managen“. Eine bemerkenswerte Aussage wurde von Jamie Dimon, dem JP Morgan Chase-Chef gemacht: Er möchte klarstellen, dass er nicht die Regulierungsbehörden beschuldige. Die Verantwortung für das Handeln eines Unternehmens liege beim Management des Unternehmens.
„Das ist wahr“, schreibt Simon Johnson in The Baseline Scenario. Aber auf einer tieferen Ebene sind die Krise von 2008/09 und das gefährdete Finanzsystem auf ein Verschulden der Regulierungsbehörden zurückzuführen, fügt der Professor für Wirtschaft an MIT’s Sloan School of Management hinzu. Bank-Führungskräfte wollen Geld verdienen. Jamie Dimon habe gegenüber seinen Aktionären eine treuhänderische Verpflichtung. Es ist nicht seine Verantwortung, die Banker vor dem Eingehen von Risiken zu verhindern oder für Systemstabilität zu sorgen. Er verfolgt Profit und verdankt seinen Gewinnen staatlichen Privilegien, erklärt der ehem. Chefökonom bei IWF. Der Staat sei verantwortlich, Personen wie Dimon, die sehr gut bei ihrer Arbeit sind, daran zu verhindern, dass sie massive soziale Kosten verursachen, so Johnson. Die Fehler lagen bei der Fed, dem Finanzministerium und den damit verbundenen Behörden über die letzten 20 Jahre.
Fazit: Ob es im Anschluss der Arbeit der Untersuchungskommission zu fundamentalen Veränderungen im Finanzsystem kommt, bleibt zur Zeit eine offene Frage.
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