Montag, 4. Januar 2010

Verfrühte Exit-Debatte

Die allgemeine Stimmung in Wirtschaft erscheint zu Jahresbeginn ziemlich gelassen. Der Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes steht zur Zeit im Mittelpunkt der öffentlichen Debatte, als ob die Wirtschaft für einen Kurswechsel reif wäre. Es wird eifrig über den Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung durch die Zentralbanken spekuliert. Paul Krugman warnt aber vor diesem Hintergrund in seiner Montagskolumne in NYT davor, die Stimulierung der Wirtschaft erneut zurückzufahren. Er verweist darauf, nicht den grossen Fehler von 1937 zu wiederholen. Die Fed war damals zu sehr besorgt, dass die enormen Überschussreserven im Bankensystem die Inflation anheizen würde. Deshalb hat die Roosevelt-Administration beschlossen, die Grosse Depression für beendet zu erklären. Die Fed hat dann den Satz für die Mindestreserven, welche die Geschäftsbanken bei ihr halten müssen, angehoben. Die Banken haben daraufhin die Kreditvergabe verschärft. Der Abschwung wurde jedoch folglich erneut beschleunigt.

Krugman erwähnt zweitens den Fall Japan von Anfang 1996. Nachdem die japanische Wirtschaft nach 12 Monaten erstmals wieder wuchs, betrachteten die Behörden die lange Rezession als vorüber. In der Tat hatte das Land erst die Hälfte des verlorenen Jahrzehnts hinter sich.

Eine weitere Lockerung der geldpolitischen Bedingungen ist zwar derzeit nicht nötig. Aber die Zeit für eine Korrektur ist bestimmt nicht gekommen. Deswegen täten die Zentralbanken gut daran, ihre expansive Geldpolitik fortzusetzen. Denn die Schrumpfung der aggregierten Nachfrage hält an und die Kapazitätsausnutzung ist unausgelastet. Krugman erinnert daran, dass das Wirschaftswachstum in den vergangenen zehn Jahren durch (1) den Boom am Immobilienmarkt und (2) den enormen Anstieg der Konsumausgaben getrieben war. Beide Triebkräfte sind heute ist Stocken geraten. Was bleibt übrig? Unternehmensinvestitionen. Die Industrie ist aber überschwemmt von Überkapazitäten, betont Krugman. Was ist mit Export-Geschäft? Der anfängliche Rückgang des amerikanischen Handelsdefizits hat zwar geholfen, der Wirtschaftsflaute entgegenzuwirken, aber das Defizit vergrössert sich wieder, so Krugman, weil China und andere Länder sich weigern, ihre Wechselkurse anzupassen. Gute Nachrichten aus der Wirtschaft, die naher Zukunft zu hören sei werden, sind Ausrutscher, erklärt Krugman. Sie sind kein Indiz dafür, dass die Wirtschaft sich auf dem Weg zu einer nachhaltigen Erholung befindet. "Werden aber die politischen Entscheidungsträger die News falsch interpretieren und die Fehler von 1937 wiederholen? Eigentlich sind sie ohnehin schon dort", beklagt Krugman.

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