Die Phrase „globale Ungleichgewichte“ ist z.Z. in aller Munde, v.a. wenn es darum geht, grundsätzliche Vorschläge zur strukturellen Lösung der anhaltenden Finanzkrise zu unterbreiten. Experten sind sich einig darin, dass einerseits Amerikaner übermässig konsumieren und andererseits Chinesen übermässig sparen. Während die migrantenfeindliche deutsche Bundesbank über die türkischen Gemüse- und Obsthändler in Berlin herzieht, mahnt die EZB die USA an, zu einem starken US-Dollar zu stehen. Es sei wichtig für die Stabilität der globalen Wirtschaft, dass die Amerikaner sich zu einer Politik des starken Dollars verpflichten, so EZB-Chef Jean-Claude Trichet laut Bloomberg. Euroland ist also fest entschlossen, keine Dollar-Abwertung hinzunehmen.
Auch China ist nicht erfreut über einen drastischen Dollar-Verfall, weil es für sein Exportgeschäft abträglich ist. Tim Geithner, US-Finanzminister sagt: „Wir haben eine strong dollar policy“. Wenn also niemand eine US-Dollar-Abwertung will, was eigentlich die Standard-Lösung für ein Handelsbilanzdefizit wäre, wie James Kwak in The Baseline Scenario bemerkt, was bedeutet es denn, gegen globale Ungleichgewichte zu sein? Die EU beschwert sich über das Handelsbilanzdefizit und den übermässigen Verbrauch der Amerikaner. Aber europäische Entscheidungsträger tun sich selber schwer damit, durch expansive Fiskalpolitik die Nachfrage im Euroland anzukurbeln. Die sich abzeichnende Koalitionsregierung in Deutschland scheint an dem einseitig exportorientieren Wachstumsmodell flankiert durch Lohndumping und Sozialabbau unumstösslich festhalten zu wollen. Eine makroökonomische Inkonsistenz hängt also wie ein Schleier über die globalen Ungleichgewichte. James Kwak nennt die Debatte „Kognitive Dissonanz“.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen