Freitag, 11. September 2009

VaR ist out, Leverage Ratio ist in

Zwei Experten, die in der Vergangenheit vollkommen unterschiedliche Positionen vertreten haben, sind gestern vor dem US House of Representatives Committee on Science & Technology aufgetreten: Nassim Nicholas Taleb und Rick Bookstaber. Beide haben sich dafür ausgesprochen, die Value at Risk durch Leverage Ratio zu ersetzen. Taleb sagte: Die Regulierungsbehörden sollten verstehen, dass die Finanzmärkte ein komplexes System sind und daran arbeiten, die Robustheit zu erhöhen, indem sie versuchen, Situationen wie „too big to fail“ vorzubeugen. Sie sollten die Vielfalt von Risikobereitschaft begünstigen, um die Auswirkungen von Fehlern von Modells zu verringern, sodass Unternehmen grosse Schocks absorbieren können. Das impliziert laut Taleb, sich nach „harten“ und nicht nach probabilistischen Massnahmen (wie z.B. VaR, meine Anmerkung) zu orientieren. Zum Beispiel sei die Leverage Ratio eine robuste Messgrösse, die sich wie die Temperatur nicht mit dem Modell ändert, während das bei VaR nicht der Fall sei. Es hört sich kompliziert an, aber als Fazit lässt sich festhalten, dass die Messgrösse Leverage Ratio in Zukunft dem unzuverlässigen Ansatz Value at Risk vorgezogen werden würde.

Unter dem Leverage einer Bank versteht man das Verhältnis ihrer Verschuldung zu ihrem Kapital. Leverage Ratio ist eine klar definierte Grenze für die Bilanzverschuldung. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat als erste im Rahmen der Massnahmen zur Stärkung der Eigenmittelvorschriften für Grossbanken für die Einführung einer Leverage Ratio plädiert.

VaR ist eine Kennzahl, die den max. Wert widerspiegelt, den eine Bank mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit (zwischen 95% und 99%) an einem schlechten Handelstag verlieren kann. Ein Anstieg z.B. um 21% bedeutet, dass ein Verlust von gut 1/5 möglich ist. Die graphische Darstellung der Normalverteilung ist die sog. „Glockenkurve". Der VaR-Ansatz hat geringe Aussagekraft, da dieser für langfristige Anlagedauer nicht geeignet ist. Die Kennzahl ist stark von der Volatilität abhängig und ignoriert Liquiditätsrisiken.

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