Mittwoch, 30. September 2009

Crowding In: Definition

Paul Krugman kommt mehr und mehr zu dem Schluss, dass die öffentliche Debatte über Fiskal Stimulus (Konjunkturpakete) das Ganze völlig grundlos als ein qualvolles trade-off (Austauschbeziehung) zwischen möglichen Vorteilen jetzt und bestimmten Kosten später betrachtet. Um es klarzustellen, erklärt er in seinem Blog, was Crowding in bedeutet: Es geht um Fiskal Stimulus in einer Liquditätsfalle. Das heisst, unter Bedingungen, bei denen die konventionelle Geldpolitik an Zugkraft verliert und die Fed die Zinssätze viel niedriger festlegen würde, wenn sie könnte, so Krugman. Die expansive Fiskalpolitik verdrängt deshalb keine privaten Investitionen. Ganz im Gegenteil: Es gibt sogar Crowding in. Expansive Fiskalpolitik erhöht das künftige Wachstumspotenzial, anstatt zu senken.


Output Losses and Macroeconomic Stimulus, Graph: IMF

"Und ja, es gibt Hinweise darauf (prozyklisches Verhalten der Investitionen)", betont Krugman. Er zitiert aus dem aktuellen Bericht des IWF („Analysis of Medium-Term Effects of Financial Crisis“). Laut IWF liegen Anhaltspunkte dafür vor, dass die Volkswirtschaften auf kurze Sicht den Abschwung nach einer Krise abfedern können, wenn für sie antizyklische fiskal- und geldpolitische Impulse gelten, und daher auf mittlere Sicht zumeist tendenziell geringere Outputverluste aufweisen. Als Fazit bemerkt Krugman, dass expansive Fiskalpolitik gut für künftiges Wachstum ist. Dennoch belastet sie den Staat mit einer höheren Verschuldung und erfordert in Zukunft höhere Steuern oder andere Opfer. „Oder etwa doch? Na ja, wahrscheinlich, aber nicht annähernd so viel wie im allgemeinen angenommen wird“. Warum? Weil (1) die expansive Fiskalpolitik auf kurze Sicht zu einem Anstieg des BIP führt, was höhere Einnahmen bedeutet. Das kompensiert dann einen erheblichen Teil der anfänglichen Kosten. Eine Milliarde Dollar an Stimulus führt wahrscheinlich nur zu 600 Mio. Dollar oder weniger an zusätzlichen Kosten. (2) Crowding in erhöht das BIP, was künftige Steuereinnahmen steigert. Und der Anstieg der Einnahmen macht mindestens einen Teil der Schuldenlast wett.

Mehr zum Thema „Crowding in“ von Mark Thoma hier.

Thoma beschreibt, dass Crowding out sich aus dem Anstieg der Zinssätze durch Defizite ergibt, während Crowding in sich aus dem schnelleren, realen Wirtschaftswachstum, welches manchmal von Defiziten erzeugt wird, ergibt.

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