Sonntag, 27. September 2009

SNB zu Bankenregulierung: Spielregeln werden geändert

Die SNB ist fest entschlossen, die Finanzstabilität zu gewährleisten. Die Währungshüter wollen deswegen, (1) Eigenkapitalvorschriften für Grossbanken stärken, (2) Liquiditätsregulierung für Grossbanken robuster gestalten und (3) Einlegerschutz ausbauen. Flankierend verfolgt die SNB drei grundsätzliche Strategien, um der too-big-to-fail (TBTF)-Problematik einen Riegel vorzuschieben: (a) systemrelevante Finanzinstitute in Bezug auf Eigenmittel und Liquidität besonders strengen Anforderungen unterwerfen, (b) die gesetzlichen Rahmenbedingungen so anpassen, dass eine geordnete Liquidation grosser Finanzinstitute in extremen Situation vereinfacht bzw. ermöglicht werden und (c) die Grösse von Finanzinstituten beschränken. Bemerkenswert ist, dass der Gegensatz zwischen der SNB und der Schweizer Regierung in dieser Hinsicht unverkennbar ist. Die Grossbanken wehren sich gegen die sich abzeichnende neue Vorschriften lautstark. Der designierte SNB-Präsident Philipp Hildebrand wird von Boni-Banker hemmungslos attackiert.

In einem Referat am Freitag in Chicago hat Hildebrand drei zwingende Gründe genannt, warum eine grundlegende Regulierung des Finanzsektors gewährleistet werden muss. Der 1. Grund: Viele der Risiken, die im Finanzsektor eingegangen werden, schliesslich beim Steuerzahler liegen. Das gesamte Potential der Kosten der verschiedenen Massnahmen (Kapitalspritzen, Kauf von Vermögenswerten und Garantien für Bankkredite usw) belaufen sich in den USA auf etwa 40% des BIP, so Hildebrand. Für einige europäische Länder seien die Zahlen sogar noch höher. Der 2. Grund: Die Krise erzeugt wichtige immaterielle Kosten, die oft übersehen werden. Das Vertrauen in den Finanzsektor ist laut Hildebrand schwer beschädigt. Darüber hinaus, sei der Glaube an die Vorteile eines marktorientierten Wirtschaftssystems untergraben worden, weil „eine kleine Anzahl von Individuen die Märkte dogmatisch mit ungezügelter Verfolgung von kurzfristigen Gewinnen gleichsetzen“. Das ist eine lobenswerte Haltung von SNB. Die staatliche Reaktion auf die Krise habe den Boden für noch mehr Moral Hazard in Zukunft bereitet, so Hildebrand. Der 3. Grund: Diese Finanzkrise werde nicht die letzte sein. Zwischen 1973 und 1997 waren allein 139 finanzielle Krisen in verschiedenen Teilen der Welt dokumentiert. Die derzeitige Krise habe deutlich die Grenzen der komplexen Regulierung und Modelle aufgezeigt. Auch die komplexen Modelle sind niemals unfehlbar, hebt Hildebrand hervor. „Was wir tun können und sollten, ist, die Wahrscheinlichkeit und die Folgen von künftigen Krisen limitieren“. Es wäre ein unverzeihbarer Fehler, die Gelegenheit zu verpassen, die Regulierung grundlegend zu reformieren, betont Hildebrand. Er setzt sich für einen zweigleisigen Ansatz zur Reform des globalen Finanzsystems: vorbeugende Massnahmen in Verbindung mit vereinfachten Massnahmen für eine geordnete Liquidation von grossen internationalen Banken in Krisensituationen in Zukunft.

Fazit: Die SNB ist in der Tat weltweit vorbildlich, wie sie auf die Krise reagiert hat und wie sie dagegen in Zukunft halten will.

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