Die Vorschläge liegen auf dem Tisch. Sowohl amerikanisch als auch europäisch ist man sich einig, dass die Eigenkapitalvorschriften gestärkt und exzessive Risikanreize vermieden werden müssen. Dazu gehören robustere Regulierung der Liquidität und der Ausbau des Einlegerschutzes. Banklobbyisten arbeiten aber auf vollen Touren, um eine Verschärfung der Aufsicht zu verhindern. Ein Jahr nach dem Zusammenbruch der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers fragt Simon Johnson im Blog Baseline Scenario, was wir gelernt haben und was uns das nützt? Seiner Ansicht nach gibt es drei Lehren aus der Krise, die alle ziemlich beängstigend sind.
(1) „Unser Finanzsystem ist in grossem Massstab gefährlich geworden. Wir haben gewusst, dass die Banken ihr Spielchen gespielt haben, z.B. mit ihren sog. ausserbilanziellen Aktivitäten. Aber wir hatten keine Ahnung, dass diese Unternehmen so schlecht geführt werden und so nahe am potentiellen Zusammenbruch lagen“. (2) „Wir haben auf die harte Tour gelernt, nach vielen Enthüllungen, dass das durchdringende Missmanagement in unserem Finanzsystem nicht zufällig eine Reihe von Unfällen war“. Es sei vielmehr das Ergebnis perverser Anreize gewesen, und zwar auf der Grundlage der kurzfristigen Performance. (3) Die schwache staatliche Regulierung habe zweifellos die finanzielle Misswirtschaft ermöglicht. Aber schlecht konzipierte Regulierung und eine schwache Durchsetzung seien wiederum nicht ein „Fehler“ gewesen. Das sei das Ergebnis eines politischen Prozesses gewesen, durch die Aufsichtsbehörden und ihre Vorgesetzten in der Legislative und Exekutive. Alle waren geistig durch das Finanzsystem erfasst, so Johnson.
Fazit: Die ersten Anzeichen dafür, dass das Schlimmste der Krise vorbei sein dürfte, scheinen inzwischen den Sanierungsbemühungen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Die Steuerzahler sind also noch nicht aus dem Schneider. Das ist bedauerlich.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen