Freitag, 25. September 2009

Schweizer Franken und Finanzmarktkrise

Die SNB hatte anlässlich ihrer vierteljährlichen Lagebeurteilung vergangene Woche mitgeteilt, dass sie ihre expansive Geldpolitik unverändert fortführen und einer Aufwertung des Frankens gegenüber dem Euro weiterhin entschieden entgegenwirken will.

Thomas Jordan, Mitglied des Direktoriums der SNB hat heute in einem Referat in Luxembourg zu der Frage Stellung genommen, wie die Zukunft des Frankens aussieht. Prof. Jordan hält fest, dass die Finanzkrise aufgezeigt habe, dass der Franken immer noch den Status eines „Safe Haven“ besitzt. Die SNB nimmt das „Vertrauen, welches die Finanzmärkte damit der Schweiz und dem Franken aussprechen“, mit „Stolz“ zur Kenntnis, aber sie ist sich der dadurch verursachten prozyklischen Wechselkursschwankungen bewusst. „Wegen seiner Bedeutung für Inflation und Konjunktur wird die SNB auch in Zukunft, d.h. auch nach dem Abklingen der Finanz- und Wirtschaftskrise, den Wechselkurs des Franken genau verfolgen und ihn ihrer Geldpolitik entsprechend berücksichtigen“, so Jordan. Nach dem Ausstieg aus der Nullzinspolitik werde dies aber wieder weitgehend über die konventionelle Zinssteuerung erfolgen, sichert Jordan.


Schweizer Exporte und Frankenkurs, Graph: Prof. Thomas Jordan, SNB, Sept 25, 2009

Der Schweizer Franken und der Finanzsektor zählen zu zwei wichtigen Wachstums- und Konjunkturtreibern in der Schweiz. Im Jahre 2008 betrugen die Exporte laut Jordan 57% des gesamten BIP. Das heisst, dass mehr als jeder zweite Franken im Ausland verdient wird. Die realen Ausfuhren sind seit 1989 jährlich im Durchschnitt um 4,4%, die Einfuhren um 3,8% gestiegen, was beides deutlich über dem durchschnittlichen realen Wirtschaftswachstum von 1,6% in diesem Zeitraum liegt, so Jordan. Die Schattenseite der hohen Exportabhängigkeit ist jedoch die hohe Volatilität der Exporte. Der Konjunkturzyklus wird in der Schweiz also klar vom Export getrieben. Die Entwicklung des Frankens ist daher für die Entwicklung der Exporte von grosser Bedeutung.

Die Finanzkrise hat zu einem massiven Einbruch der Nachfrage nach Schweizer Exporten geführt. Vom II. Quartal 2008 bis Mitte Oktober 2009 seien die Exporte von Gütern und Dienstleistungen nach Angaben von Jordan real um insgesamt 16% zurückgegangen. „Ein Exportrückgang in dieser Grössenordnung ist für die Schweiz absolut einmalig“, so Jordan. Nie zuvor hat die Schweiz einen annähernd grossen Rückgang ihrer Ausfuhren erlebt. Da zugleich auch die Aufwertung des Frankens auf der Exportindustrie lastete, sah sich die SNB veranlasst, im März 2009 auf den Devisenmärkten zu intervenieren.


Realer effektiver Frankenkurs, Graph: Prof. Thomas Jordan, SNB, Sept 2009

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