Die Pleite der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers am 15. September 2008 hat die Finanzwelt beinahe in den Ruin getrieben. Ist aber die Weltwirtschaft am Abgrund gestanden, nur weil die US-Notenbank die fünftgrösste Investmentbank der Welt hat fallenlassen? Die Antwort ist eindeutig: Nein. Die Grundlage für die Finanzmarktkrise wurde vom fatalen Prozess der idelogischen Deregulierung, Entstaatlichung und Privatisierung gelegt. Auch die niedrigen Zinsen der Notenbanken waren deswegen nicht die Ursache der Finanzkrise, wie die Protagonisten des dogmatischen Monetarismus glauben machen wollen. Lehman ist zusammengebrochen, weil sie wie die anderen Investmentbanken in einem Schattenbanken System nach Belieben agierte, um Eigenkapitalregeln und Aufsicht zu umgehen. Investmentbanken, Hedge Funds, Finanzunternehmen, Money-Market Funds, Conduits und SIVs (structured investment vehichles) haben im Shadow Banking System ohne regulatorische Kontrolle Kredite vergeben, die sie in RMBS, ABS, CMBS, CLO usw. gepoolt haben.
Die Cash-Flows und Risiken wurden in Tranchen geteilt und "Toxic Assets" an andere Investoren aufgebürdet. Die undurchschaubaren Risiken von Kreditverbriefungen erhielten dabei ohne Mühe Testate von Ratingagenturen, die keiner Regulierung unterliegen. Denn sie berufen sich auf das Recht der Meinungsäusserung. Transparenz war mangelhaft. Interessenkonflikte waren vorprogrammiert. Wer zahlte, hatte Aussicht auf gute Bonität.
Die Gegenparteien (counterpary) von Lehman haben aber überlebt. Denn sie geniessen heute eine implizite Staatsgarantie. Sie gelten als „systemrelevant“. Das heisst, sie dürfen nicht untergehen. Wer als TBTF betrachtet wird, entzieht sich jeglicher Kontrolle. Sie werden aber von Steuerzahlern gestützt. Also lautet ihr Motto heute „business as usual“. Für Finanzinstitute bestehen daher weitere Anreize für exzessive Risikowahl. Und kein „Big Player“ will auf hohe Boni verzichten.
Fazit: Nach Lehman bleibt die regulatorische Leere nach wie vor bestehen.
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