Dienstag, 8. September 2009

Ode an Arbeitstag

Gestern war Arbeitstag (Labor Day) in den USA. Warum hören wir nicht mehr über die schlimmsten Lohn- und Stellenkürzungen seit der Grossen Depression nicht mehr, klagt Robert Reich zu diesem Anlass in seinem Blog. Die Arbeitslosigkeit steigt weiter. Fast jeder sechste Amerikaner, der einen Vollzeit-Job braucht, kann entweder keine Stelle finden oder arbeitet in Teilzeit. Izwischen gebe es laut Reich, dem ehemaligen Arbeitsminister (von 1993 bis 1997) der Clinton-Regierung kein Lohnwachstum. Wie die Economic Policy Institute berichte, seien Löhne zwischen 2006 und 2008 annualisiert um 4,0% gewachsen. In den vergangenen drei Monaten hingegen sei das jährliche Lohnwachstum um 0,7% gesunken. Zugleich sei die Anzahl der Arbeitnehmer, die unbezahlten Urlaub nehmen, auf dem Vormarsch. Jüngste Umfragen zeigen, dass 17% der Unternehmen ihre Mitarbeiter dazu ermutigen. Mehr als 20% der Unternehmen haben laut Reich Beiträge ins 401 (k) und ähnliche Pensionszusagen ausgesetzt.

Warum also schreien die Medien nicht, fragt Reich. Teilweise, weil diese Job- und Lohnverluste nicht auf dem Segment der Bevölkerung passieren, die am deutlichsten für die Medien sichtbar sind. Sie fallen überwiegend auf die Mittelschicht und die Armen. Was bedeutet das alles für die Wirtschaft als Ganzes? Es stellt sich die grundsätzliche Frage, wo die Nachfrage herkommen soll, um uns aus dem Loch zu holen?, so Reich. Wenn viele Amerikaner ihre Arbeitsplätze verlieren und mit Lohnkürzungen konfrontiert werden, müsse man sich fragen, wer wieder in die Einkaufszentren zurückgehen wird?

Robert Reich hat Rechtswissenschaften an der Universität Yale studiert und lehrt heute öffentliche Politik an der Goldman School of Public Policy der Universität of California in Berkeley.

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