Die Grosse Rezession war nicht nur das Ergebnis einer laschen Regulierung in Washington und einer rücksichtslosen Risikobereitschaft an der Wall Street, sondern auch einer fehlerhaften Theorie in der (Wirtschafts-) Wissenschaft. Etwa so lässt sich die Einführung des hervorragend geschriebenen Essays von Prof. Paul Krugman, der am Wochenende im NY Times-Magazin erschien, vereinfacht zusammenfassen. Es wäre nicht übertrieben, zu sagen, dass Krugman in dieser Schrift die makroökonomische Sehnsucht nach Widerstand gegen den Marktradikalismus erläutert. Nur wenige Ökonomen sahen die aktuelle Krise kommen. Das Manko an Voraussicht war aber laut Krugman das wenigste Problem im Feld. Wichtiger war die berufliche Blindheit in bezug auf die Möglichkeiten der katastrophalen Ausfälle in einer Marktwirtschaft. In den goldenen Jahren glaubten Finanzökonomen, dass die Märkte an sich stabil seien und die Aktien und andere Anlagen immer den genau richtigen Preis hatten.
In den vorherrschenden Modellen exisitierte die Möglichkeit dieser Art von einem Zusammenbruch, wie er im letzten Jahr passierte, nicht. Makroökonomen waren geteilter Meinung. Aber die wichtigste Sparte war zwischen denen, die darauf bestanden, dass die freie Marktwirtschaft niemals irreführt, und denjenigen, die glaubten, dass die Volkswirtschaft sich verirren mag, aber jede grosse Abweichung vom Weg der Prosperität von der allmächtigen Fed korrigiert werden würde. Keine Seite war laut Krugman bereit, eine Wirtschaft, die trotz aller Bemühungen der Fed zur Problembewältigung, entgleiste, zu verstehen.
Und im Zuge der Krise haben sich die Trennungslinien der Zunft der Ökonomen sogar noch grösser als je zuvor ausgeweitet. Robert Lucas beispielsweise sagte, dass die Pläne der Obama-Regierung „schlock economics“ sind. Das heisst, wertlos, Müll. Sein Chicago Kollege John Cochrane sagte, diese (Obama’s Wirtschaftspläne) seien auf „diskreditierten Märchen“ basiert. Als Antwort darauf schrieb Brad DeLong vom „geistigen Zusammenbruch“ der Chicago Schule. Und Paul Krugman bemerkte, dass die Kommentare aus der Chicago Schule das Produkt einer „Dark Age of macroeconomics“ sind, indem das hart erkämpfte Wissen in Vergessenheit geraten ist.
Im Magazin von New York Times unbedingt weiter lesen!
1 Kommentar:
Moin Acemaxx,
Ich lese immer bei Ihnen und bin selber schockiert
über mein kurzes Gedächtnis als Ökonom. Die Denkweise mit den stabilen Märkten kenne ich noch aus eigener Sicht, als ich der allgemeinen Sichtweise der Investmentbanken glaubte. Diese meine Irrtümer scheinen Jahrzehnte her zu sein, aber der Krugman-Artikel ist von 2009.
Ich bin immer noch zerrüttet von meiner damaligen Mainstreamsichtweise. Grüße Lexi
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