Die türkische Zentralbank (CBT: Central Bank of Turkey) hat gestern ihren aktuellen geldpolitischen Ansatz vorgestellt. Die Aufgabe ist schwierig. Das Ziel ist, durch die Senkung der Inflation die Kreditwürdigkeit des Landes zu steigern, finanzielle Stabilität zu erhöhen, und ein Hard Landing in den kommenden Monaten zu verhindern. Externe Faktoren spielen dabei aber auch eine gewisse Rolle, wie z.B. die Entwicklungen in der Eurozone und die geopolitischen Ereignisse in der Region.
Im Einzelnen hat die CBT (1) die Neigung zu einer strafferen Geldpolitik (tightening bias) bestätigt. Der CBT-Präsident will eine Verschlechterung der Inflationsaussichten und/oder der Inflationserwartungen auf mittlere Sicht nicht zulassen. Die CBT hat (2) signalisiert, dass sie die Liquidität im Bankensystem reduzieren oder zumindest den Preis der Liquidität erhöhen will. Dazu möchte die CBT ein Zinsband (interest rate corridor) einbeziehen, indem sie den effektiven Tagesrefinanzierungssatz (effective daily funding rate) festlegt. Als Grundlage soll der wöchentliche Repo-Satz (one-week repo rate) dienen.
Türkei, repo overnight rate, Graph: James Lord, Morgan Stanley
Die CBT will (3) die Mindestreservesätze neu anpassen. Als Instrumente werden von nun an Mindestreserven in FX, Verringerung von RRR (required reserve ratio) auf Einlagen in TRY und Gold als Teil der Mindestreserve hervorgehoben. Die CBT erwartet (4) mit der Einführung von Devisen als Teil von Mindestreserven einen Anstieg der Fremdwährungs- und Goldreserven. Da (5) das hohe Leistungsbilanzdefizit die Finanzstabilität allmählich zu gefährden droht, zeigt sich die CBT entschlossen, dagegen vorzugehen, indem sie beispielsweise einen Anstieg der Sparquote fördern will. Darüber hinaus soll das neue Zielband die Banken dazu veranlassen, das Kreditwachstum in den kommenden Monaten zu drosseln, wie Tevfik Aksoy, Morgan Stanley in seiner aktuellen Forschungsarbeit bekräftigt.
Inzwischen hat die Nicht-Verlängerung der Repo-Versteigerungen mit einer Woche Laufzeit zu einem kräftigen Anstieg des Tagesgeldausleihsatzes (overnight lending rate) auf 12% geführt, wie in der Abbildung deutlich zu sehen ist. Da die OMO (open markt operation) mit einer Woche Laufzeit am Ende der Laufzeit (am 26. Oktober) nicht erneuert wurde, hat die Swap-Kurve eine inverte Neigung angenommen. Das bedeutet negativ carry Geschäfte für inländische Anleihehändler.
Ferner hat die CBT ihre Inflationsprognose (CPI: Verbraucherpreis-Index) revidiert. Neu erwartet die CBT eine höhere Inflationsrate für 2011, v.a. aufgrund der starken Preiserhöhungen für die Tabakwaren.
2011: 8,3% (bisher 6,9%)
2012: 5,2%.
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