Die Verbraucher können nicht Geld ausgeben, weil sie immer noch damit beschäftigt sind, die Schulden, die sie während der Immobilienblase angehäuft haben, abzutragen. Die Frage, welche Auswirkungen der Schuldenabbau (deleveraging) auf die Erholung der Wirtschaft und die Gestaltung der Geldpolitik hat, ist eines der meist diskutierten Themen in der Blogosphäre.
Vor diesem Hintergrund deutet Mike Konczal in seinem Blog auf einen interessanten Beitrag von Arpit Gupta hin.
Es gibt im Allgemeinen drei Meta-Argumente über den Zusammenhang zwischen dem Schuldenabbau, der Geldpolitik und der Erholung der Wirtschaft. Konczal beschreibt sie in Form eines Venn-Diagramms.
(1) Bilanzrezession (balance sheet recession):
Die Protoganisten denken, dass der Schuldenabbau (deleveraging) real ist und kein geldpolitischer Stimulus helfen kann.
Richard Koo beispielsweise argumentiert, dass das Vorhandensein der Überschuldung der Hauptgrund ist, was das Wirtschaftswachstum bremst. Kein Betrag des monetären Stimulus kann die Vermögenslage der privaten Haushalte verändern und es gibt keine Möglichkeit, den Konsum und die Produktion zu verändern, lautet sein Argument.
Raghuram Rajan dürfte Koo in dieser Hinsicht zustimmen. Auch die MMT-Leute (modern monetary theory) sind laut Gupta wahrscheinlich hier angesiedelt.
Argumente im Venn-Diagramm, Graph: Mike Konczal
(2) Liquiditätsfalle (liquidity trap):
Die Leute, die denken, dass der Schuldenabbau real ist, vertreten die Ansicht, dass geldpolitische Impulse helfen könnten, aber die Fed nicht genug viel unternehme.
Paul Krugman zählt dazu. Er ist aber laut Gupta darauf bedacht, festzustellen, dass der Schuldenabbau nur ein Problem ist, wenn die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt. Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises argumentiert nämlich, dass Konjunkturprogramme (fiscal policy) nur dann sinnvoll sind, solange die Zinsen auf Null liegen. Ansonsten ist es natürlich die Geldpolitik, die sich der Hauptlast der aggregierten Nachfrage annimmt.
In diesem Sinn ist Krugman mit Scott Sumner einverstanden, was die Fragen der geistigen Substanz betrifft. Krugman hebt jedoch hervor, dass die Geldpolitik in einer Liquiditätsfalle nicht ausreicht, um den Gegenwind des Schuldenabbau-Zykluses anzugehen.
Was der Autor auslässt, zu erwähnen, ist, dass z.B. auch Brad DeLong, und Mark Thoma und viele andere dazu zählen.
(3) Quasi-Monetaristen (quasi monetarists):
Das sind Leute, die denken, dass der Schuldenabbau ein Anliegen sein kann, aber die Geldpoltik, auch wenn die Zinsen auf der Untergrenze von Null liegen, alles im Griff haben sollte.
Dazu gehören Scott Sumner, David Beckworth und Matt Rognlie. Die Protagonisten glauben nicht nur daran, dass die Geldpolitik jede denkbare Art von Schuldenabbau-Schick festmachen kann, sondern auch die Fed angesichts des Satzes von Instrumenten schon morgen viel mehr tun könnte, einschliesslich der Annahme eines Preisniveaus, mehr QE, der Einführung von Zinsen auf Reserven der Banken bei der Fed oder Orientierungshilfen in Bezug auf den künftigen Verlauf der Zinsen.
Die Leute von (1) und (2) sind sich eigentlich einig, was die Probleme betrifft. Aber es gibt einen grundlegenden konzeptionellen Unterschied, legt Gupta dar. Der einzige Unterschied zwischen (2) und (3) ist, ob die Liquiditätsfalle sich als verbindlich erweist oder nicht. Das scheint aber eine ziemlich triviale Frage zu sein, was keinen Einfluss darauf hat, ob Konjunkturprogramme (fiscal stimulus) verabschiedet werden sollen oder nicht oder ob Ben Bernanke durch einen aggressiveren Fed-Vorsitzenden abgelöst werden soll oder nicht.
Scott Sumner war beispielsweise gegen das Konjunkturprogramm (ARRA 2009) der Obama-Regierung, aber er befürchwortet mehr QE (quantitative easing, d.h. mengenmässige Lockerung der Geldpolitk) und mehr Operation Twist. Stimulus sei nicht notwendig, wenn die Fed ihren Job machen würde, lautet sein Argument.
Koo ist der Ansicht, dass nur Fiskalpolitik helfen kann, den Schuldenabbau der privaten Haushalte zu unterstützen.
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